Kaiserschnitt

Vaginaler Mikrobentransfer fürs Neugeborene?

Eine Entwicklungsstörung der Darmflora, die für die erhöhte Rate von allergischen Erkrankungen und anderen Störungen von per Kaiserschnitt geborenen Kindern gemacht wird, kann teilweise durch einen vaginalen Mikrobentransfer behoben werden, wie eine Studie in Nature Medicine zeigt.

Eine Reihe von epidemiologischen Studien hat in den vergangenen Jahren ergeben, dass Kinder, die per Kaiserschnitt entbunden wurden, häufiger an Asthma und anderen Allergien erkranken und eine erhöhte Anfälligkeit für Gewichtsprobleme haben. Eine Kausalität ist nicht bewiesen, doch ein Team um die Mikrobiologin Maria Dominguez-Bello vom NYU Langone Medical Center in New York hat bereits eine Maßnahme ersonnen, die sie als vaginalen Mikrobentransfer bezeichnet.

Der vaginale Mikrobentransfer beginnt mit der Platzierung einer sterilen Kompresse in der Vagina der Kreißenden. Sie wird nach 60 Minuten und noch vor dem Beginn der Sectio herausgenommen und bei Zimmertemperatur in einem sterilen Behältnis gelagert. Nach der Geburt wird das Kind mit der Kompresse eingerieben und zwar zunächst die Lippen, dann Gesicht, Brust, Arme, Beine, Genitalien und Analregion und schließlich der gleiche Weg zurück. Das ganze Manöver dauert etwa 15 Sekunden. Erst danach untersucht der Neonatologe das Neugeborene.

In einer ersten Pilotstudie wurde das Verfahren an elf Müttern, bei denen eine Schnittentbindung geplant war, und ihren Kindern erprobt. Als Vergleichsgruppe dienten sieben Mütter, die vaginal geboren hatten. In den ersten 30 Tagen nach der Geburt wurden zu sechs Zeitpunkten insgesamt 1.519 Proben in Mund, Analbereich und von der Haut der Kinder und ihren Müttern entnommen. Dabei wurden 6,5 Millionen bakterielle Sequenzen analysiert.

Wie Dominguez-Bello berichtet, gelang es, einige vaginale und anale Mikroben von der Mutter auf ihr per Kaiserschnitt geholtes Kind zu übertragen. Die Effizienz war jedoch begrenzt und ob sich die Behandlung langfristig auf die Gesundheit des Kindes ausgewirkt hat, ist derzeit unklar. Da der vaginale Mikrobentransfer einfach durchzuführen und vermutlich auch sicher ist, dürfte klinischen Studien zu dieser Frage jedoch nichts im Wege stehen.

(aerzteblatt.de, 1.2.2016/DHZ)

 

Rubrik: Geburt

Erscheinungsdatum: 05.02.2016