Covid-19

Erste Studien zu Auswirkungen auf Schwangerschaft und Geburt

  • Das neue Virus gelangt offenbar nicht vom mütterlichen Organismus transplazentar zum Fetus, wenn die Schwangere infiziert ist.

  • Eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ging nach den Beobachtungen aus der Huazhong Universitätsklinik in Wuhan mit deutlich weniger Gefahren für Mutter und Kind einher als beispielsweise Coronavirusinfektionen mit dem SARS-CoV (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus) und MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus) während der Ausbrüche in den Jahren 2003 und 2012.

    In einer Beobachtungsstudie mit 15 Schwangeren (23 bis 40 Jahre alt), die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, entwickelten alle eine milde Pneumonie. Mehrere hatten Vorerkrankungen wie Diabetes, Thalassämie oder Zustand nach Herzklappenersatz. Zusätzlich zu Fieber und Husten als den häufigsten Initialsymptomen entwickelten die Schwangeren Gliederschmerzen, Halsschmerzen, Dyspnoe und Diarrhoe. Der häufigste Laborbefund war eine Lymphozytopenie. Insgesamt beeinträchtigte die Infektion den Schwangerschaftsverlauf nicht – selbst ohne jede antivirale Therapie –, wie die chinesischen Ärztnnen aus Wuhan schreiben (Wang et al. 2020).

    Gute Nachrichten gibt es auch auch zum Thema der vertikalen Transmission des SARS-CoV2-Virus von der Mutter auf das Kind. Bisher zeigen aktuell im Fachjournal Lancet und in einer pädiatrischen Fachzeitschrift publizierte Untersuchungen (Huijun et al. 2020), dass das neue Virus offenbar nicht vom mütterlichen Organismus transplazentar zum Fetus gelangt, wenn die Schwangere infiziert ist. Dies wurde bei neun ausführlich getesteten Schwangeren festgestellt, die am Zhongnan Hospital der Wuhan University unter Beobachtung waren.

    Die Kinder wurden per Kaiserschnitt mit guten Apgar-Werten (8-9 nach einer Minute, 9-10 nach fünf Minuten) geboren. Amnionflüssigkeit, Nabelschnurblut, Rachenabstrich der Neugeborenen und die Muttermilch von getesteten Patientinnen und Kindern waren alle SARS-CoV2-negativ.

    ÄrztInnen vom Imperial College London wiesen in einem der ersten umfassenden Reviews zum Thema darauf hin, dass es bei 47 % aller Schwangeren, die wegen einer COVID-19-Infektion stationär aufgenommen wurden, im Verlauf zu einer Frühgeburt kam (Mullins et al. 2020).

    Ob wegen der Vermeidung einer Virusübertragung bei einer vaginalen Geburt ein Kaiserschnitt indiziert wäre, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest bei stabilen Patientinnen könne eine natürliche Geburt erwogen werden, schreiben Huan Liang von der Fudan University in Shanghai und sein Kollege Ganesh Acharya vom Karolinska Institut in Stockholm (Liang und Acharya  2020).

    Frank Louwen, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), teilt dem Deutschen Ärzteblatt auf Anfrage mit, dass es dazu keine aktuelle Statistik gebe. Einen Kaiserschnitt könne man allein aufgrund der stetig steigenden SARS-CoV-2-Infektionszahlen medizinisch nicht begründen, ergänzte Louwen – weder bei bestätigten COVID-19-Fällen noch bei Schwangeren ohne Verdacht auf eine Infektion. In gestern veröffentlichten Empfehlungen verweist die DGGG auf die Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO). Diese empfiehlt, einen Kaiserschnitt idealerweise nur durchzuführen, wenn dies medizinisch gerechtfertigt ist.

    Quellen: Wang L et al.: Infants Born to Mothers With a New Coronavirus (COVID-19). Frontiers in paediatrics 2020. doi: https://doi.org/10.3389/fped.2020.00104 · Huijun C et al.: Clinical characteristics and intrauterine vertical transmission potential of COVID-19 infection in nine pregnant women: a retrospective review of medical records. The Lancet 2020. doi: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)30360-3 · Mullins, E et al.: Coronavirus in pregnancy and delivery: rapid review. Ultraspound in Obstetrics and Gynecology 2020. doi: https://doi.org/10.1002/uog.22014 · aerzteblatt.de, 20.3.2020 · DHZ

    Rubrik: Covid-19

    Erscheinungsdatum: 24.03.2020