Frühgeborenenretinopathie

Aktualisierte Leitlinie – weniger Screenings

  • Künftig soll das Screening auf eine Frühgeborenen-Retinopathie nur noch bei Babys stattfinden, die vor der 31. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen.

  • Eine zu frühe Geburt kann die Gefäßentwicklung in der Netzhaut stören und so eine Frühgeborenenretinopathie (ROP) auslösen. Bislang erhalten alle Frühgeborenen, die vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, in Deutschland ein Screening. Künftig soll dies nur noch bei Babys stattfinden, die vor der 31. Schwanger­schaftswoche zur Welt kommen.

    So sieht es eine aktualisierte Leitlinie vor, welche die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) vorgestellt hat – künftig werden also weniger Kinder gescreent. „Wir wollen damit unnötige Untersuchungen vermeiden, die für die Neugeborenen belastend sind, aber keine besseren Ergebnisse bringen“, erläutert Andreas Stahl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde an der Universitätsmedizin Greifswald.

    In Deutschland kommen laut der Fachgesellschaft pro Jahr etwa 65.000 Frühgeborene zur Welt, von denen 12.000 ein ROP-Screening erhalten. Davon wiederum müssen bis zu 500 Kinder pro Jahr wegen einer Frühgeborenenretinopathie behandelt werden.

    Die neue Empfehlung der aktualisierten Leitlinie zur „Augenärztlichen Screening-Untersuchung bei Frühgeborenen“ basiert auf Daten des deutschen Retina.net-ROP-Registers sowie auf internationale Studien und Leitlinien anderer Länder. Unabhängig vom Geburtstermin könnten die behandelnden ÄrztInnen aber jederzeit ein Screening einleiten, sollten Risikofaktoren für eine ROP vorliegen – dazu zählen vor allem die künstliche Beatmung mit Sauerstoff über eine Dauer von mehr als fünf Tagen oder ein niedriges Geburtsgewicht, so die DOG.

    Künftig soll laut der Leitlinie zudem ein sogenannter ROP-Pass die weiterbetreuenden Kinder- und Augenärzte informieren. Der Pass soll in das gelbe Vorsorgeheft eingelegt werden, das Eltern zu jedem KinderärztInnentermin mitbringen.

    Quelle: aerzteblatt.de, 20.10.2020 ∙ DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 21.10.2020