Behandlung des multisystemischen Entzündungssyndroms
Ein MIS-C (»Multisystem Inflammatory Syndrome in Children«) ist eine seltene, aber gravierende Komplikation einer Sars-CoV-2-Infektion bei Kindern. Die Erkrankung folgt im zeitlichen Abstand von mehreren Wochen auf eine oft asymptomatische Infektion mit Sars-CoV-2.
Leitsymptom ist ein plötzlich einsetzendes Fieber, das von gastrointestinalen Symptomen (Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen), einem Hautausschlag und einer Konjunktivitis begleitet wird. Eine Beteiligung innerer Organe macht häufig eine intensivmedizinische Behandlung notwendig. Gefürchtet werden vor allem Störungen der Herzfunktion, die zu einem Blutdruckabfall und Kreislaufschock führen können. Die Symptome ähneln denen des Kawasaki-Syndroms, das in seltenen Fällen bei Kindern nach anderen Infektionen auftritt. Dabei wurden gute Erfahrungen mit intravenösen Immunglobulinen (IVIG) gemacht, die deshalb auch beim MIC-S eingesetzt werden.
Ein Team um Ben Croker und Jane Burns von der San Diego School of Medicine hat die Immunreaktion von Patient:innen mit MIS-C, Kawasaki-Syndrom und Kindern verglichen, die aus anderen Gründen unter einem hohen Fieber litten. Die Forscher:innen untersuchten Blutproben, die zu Behandlungsbeginn sowie zwei bis sechs Wochen nach der IVIG-Behandlung entnommen wurden.
Sie fanden heraus, dass die Zahl der neutrophilen Granulozyten bei MIS-C und Kawasaki-Syndrom stark erhöht ist. Diese setzen vermehrt Interleukin 1 beta frei, das für die starke Entzündungsreaktion verantwortlich ist. Nach der IVIG-Behandlung kam es zu einem Rückgang der Zytokinproduktion, was die Forscher:innen auf ein Absterben der neutrophilen Granulozyten zurückführen. Dies konnte in Laborexperimenten bestätigt werden, wo es nach Zugabe von IVIG zum Untergang der Abwehrzellen kam. Die von Croker und Burns vorgestellten Ergebnisse sprechen für den frühzeitigen und konsequenten Einsatz von IVIG, der die Pathogenese stoppen könnte.
Quelle: aerzteblatt, 18.10.2021 ∙ DHZ