Sars-CoV-2-Impfung in den USA

Bislang keine höheren Risiken bei Schwangeren erkennbar

  • In den ersten elf Wochen der Impfkampagne gegen Sars-CoV-2 ist es in den USA zu keiner Häufung von Komplikationen bei Schwangeren gekommen.

  • Schwangere werden in der Regel von klinischen Studien ausgeschlossen. Auch an den randomisierten Studien, die die Wirksamkeit von Impfstoffen gegen Sars-CoV-2 untersuchen, dürfen sie in der Regel nicht teilnehmen. Auf der anderen Seite haben Schwangere bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Sie werden drei Mal häufiger auf der Intensivstation behandelt oder beatmet, und auch das Sterberisiko war nach einer Untersuchung der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde, des Center for Disease Control and Prevention (CDC), um 70 % erhöht. Und auch die perinatalen Risiken für Mutter und Kind sind erhöht.

    Das CDC hat sich deshalb zusammen mit dem American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) und der American Academy of Pediatrics (AAP) entschlossen, Schwangeren zur Impfung zu raten (während sich die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut dagegen ausgesprochen hat). Gleichzeitig wurde ein »V-safe after vaccination health checker”, kurz »V-safe«, eingerichtet, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen: Frauen, die in den 30 Tagen vor der letzten Regelblutung oder während der Schwangerschaft geimpft wurden, können sich freiwillig bei »V-safe« registrieren. Sie werden dann regelmäßig online oder per Smartphone-App nach dem Zustand und dem Ausgang der Schwangerschaft befragt.
    Bis Ende Februar hatten sich 35.601 Frauen registriert. Alle haben die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna erhalten. Das Callcenter des CDC hat bis Ende März versucht, 5.230 Frauen zu kontaktieren. Von diesen konnten 3.958 befragt werden. In der Verträglichkeit der Impfung gab es nach den von Tom Shimabukuro und anderen Mitarbeitern der CDC in Atlanta vorgestellten Daten kaum Unterschiede zu nicht-schwangeren Frauen. Bei 827 Frauen, die überwiegend im dritten Trimenon geimpft wurden, ist die Schwangerschaft vorüber: 712 Frauen gebaren 724 lebende Kinder. Bei den übrigen 115 Frauen kam es zum Schwangerschaftsverlust.
    Von den 105 spontanen Schwangerschaftsverlusten traten 104 in den ersten 20 Schwangerschaftswochen auf. Dies entspricht einer Häufigkeit von 12,6 %. Sie unterscheidet sich nicht wesentlich von der normalen Rate von spontanen Fehlgeburten in den ersten 20 Schwangerschaftswochen, die in der Literatur mit 10 % bis 26 % angegeben wird. Eine der 105 Schwangerschaftsverluste trat nach der 20. Woche auf, was ebenfalls keine auffällige Häufung ist.
    Auch der Anteil der Frühgeburten (9,4 %) oder Mangelgeburten (»Small for Gestational Age«, SGA 3,2 %) oder die Häufigkeit von Fehlbildungen (2,2 %) sind laut Shimabukuro nicht auffällig. Im Meldesystem VAERS (»Vaccine Adverse Event Reporting System«), das seit 1990 allgemein nach Impfstoffnebenwirkungen sucht, ist ebenfalls kein Sicherheitssignal aufgetreten. Unter den 221 Meldungen waren 46 Spontanaborte. Die anderen Ereignisse waren Totgeburten, ein vorzeitiger Blasensprung oder Vaginalblutungen, zu denen es auch bei nicht-geimpften Frauen kommen kann.

    Das Fazit der CDC-MitarbeiterInnen fällt deshalb positiv aus. Ein offensichtliches Sicherheitssignal in Bezug auf den Erhalt der Schwangerschaft im dritten Trimenon und die Gesundheit des Neugeborenen sei derzeit nicht erkennbar, schreiben sie. Die wichtigste Einschränkung ist sicherlich, dass nur wenige Frauen, die im ersten Trimenon geimpft wurden, den Geburtstermin erreicht haben. Das erste Trimenon ist die Phase der Embryogenese, in der die meisten Fehlbildungen entstehen. In dieser Frage besteht deshalb noch eine gewisse Unsicherheit, die sich in den nächsten Monaten klären wird.

    Quelle: Shimabukuro TT et al.: Preliminary Findings of mRNA Covid-19 Vaccine Safety in Pregnant Persons. The New England Journal of Medicine 2021. Doi: 10.1056/NEJMoa2104983 ∙ aerzteblatt.de, 22.4.2021 DHZ

    Rubrik: Covid-19

    Erscheinungsdatum: 23.04.2021