Fetales Wachstum vermindert
Mit der Freigabe von Cannabis hat in den USA auch der Konsum in der Schwangerschaft zugenommen. Viele jüngere Frauen sind sich der Risiken für ihr Kind nicht bewusst, manche nutzen die Droge auch als Mittel gegen Übelkeit in der Frühschwangerschaft.
Dabei ist seit längerem bekannt, dass der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) über die Plazenta in den Kreislauf des Kindes gelangt. Im Gehirn stimuliert THC die Rezeptoren für die Cannabinoid-Rezeptoren, was negative Auswirkungen auf die Entwicklung haben kann.
Schon vor 25 Jahren hatten US-Pädiater:innen davor gewarnt, dass die Exposition in der Schwangerschaft das pränatale Wachstum beeinträchtigen kann. Nach den im New England Journal of Medicine publizierten Ergebnissen einer Kinderklinik in Boston wogen die Kinder, deren Mütter einen Marihuanakonsum angegeben hatten oder im Urin positiv getestet wurden, durchschnittlich 79 g weniger und die Körpergröße war um 0,5 cm geringer.
In der jetzt von einem Team um Beth Bailey von der Central Michigan University in Mount Pleasant/Michigan vorgestellten Analyse war das Geburtsgewicht sogar um 185,1 g niedriger und die Neugeborenen um 0,94 cm kleiner. Anders als in der früheren Untersuchung war auch ein Rückgang des Kopfumfangs um 0,79 cm feststellbar, was auf ein vermindertes Hirnwachstum schließen lässt.
Bailey hat erstmals den Einfluss des Konsums in den verschiedenen Schwangerschaftsphasen untersucht. Auch die Kinder von Schwangeren, die ausschließlich im ersten Trimenon Cannabis konsumiert hatten, waren bei der Geburt um 154,0 g leichter als eine Kontrollgruppe ohne Cannabiskonsum. Die Assoziation war signifikant, obwohl die Studie nur 109 Neugeborene mit Cannabisexposition mit 171 Neugeborenen einer Kontrollgruppe verglich.
Beim Einfluss auf die Körpergröße (minus 0,27 cm) und den Kopfumfang (minus 0,47 cm) war der Rückgang durch einen Cannabis-Konsum im ersten Trimenon nicht signifikant. Bei Frauen, die im ersten und zweiten Trimenon Cannabis konsumierten, betrug der Rückgang im Gewicht 164,1 g, in der Körperlänge 0,61 cm und im Kopfumfang signifikante 0,83 cm.
Auch wenn nicht alle Assoziationen statistisch signifikant waren und die Ergebnisse einer retrospektiven Analyse letztlich keine Kausalität herstellen können, sollte allen Frauen geraten werden, den Cannabiskonsum zu Beginn einer Schwangerschaft einzustellen. Die Droge sollte keinesfalls genutzt werden, um eine Emesis gravidarum in der Frühschwangerschaft selbst zu therapieren.
Quelle: Bailey, B.A. et al. (2023). The impact of timing of in utero marijuana exposure on fetal growth. Frontiers in Pediatrics. doi: 10.3389/fped.2023.1103749 ∙ Timperi, R. et al. (1989). Effects of Maternal Marijuana and Cocaine Use on Fetal Growth. The New England Journal of Medicine, doi: 10.1056/NEJM198903233201203 ∙ aerzteblatt.de, 17.5.2023 ∙ DHZ