CHILD Cohort Study

Gibt Mekonium Hinweise auf die potenzielle Entwicklung von Allergien?

  • Im Mekonium eines Neugeborenen stecken Informationen über seine zukünftige Gesundheitsentwicklung, geht aus einer kanadischen Kohortenstudie hervor.

  • Charisse Petersen von der University of British Columbia in Vancouver und ihre KollegInnen sind der Frage nachgegangen, ob sich bestimmte Eigenschaften des Mekoniums mit späteren Merkmalen des Immunsystems eines Kindes verknüpfen lassen. Sie analysierten dazu die Inhaltsstoffe in Mekoniumproben von 100 Neugeborenen, die an der sogenannten CHILD Cohort Study teilnahmen – einem weltweit durchgeführten Projekt zur Erforschung der Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern. Im Rahmen dieser Studie wurden auch verschiedene Gesundheitswerte aus der späteren Entwicklung der 100 Kinder erfasst, die Mekonium-Proben geliefert hatten.

    »Unsere Analysen zeigten, dass Neugeborene, die bis zum Alter von einem Jahr eine gesteigerte allergische Sensibilität entwickelten, ein deutlich weniger reichhaltiges Mekonium bei der Geburt besessen hatten«, berichtet Co-Autor Brett Finlay von der University of British Columbia. Konkret zeigte sich: Je weniger verschiedene Molekülarten das Mekonium eines Neugeboren enthielt, desto intensiver reagierte das Immunsystem der Kinder später auf Test-Allergene.

    Durch Untersuchungen der Darmflora der Kinder in den Monaten nach der Geburt konnten die ForscherInnen zudem zeigen, dass ein Mangel an bestimmten Substanzen im Mekonium mit Veränderungen bei wichtigen Bakteriengruppen verbunden war. Diese Mikroben spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Reifung eines gesunden Ökosystems im Darm, erklären die WissenschaftlerInnen. »Die Studie zeigt somit, dass die Entwicklung eines gesunden Immunsystems und einer günstig zusammengesetzten Darmflora schon lange vor der Geburt eines Kindes beginnt. Es wird deutlich, dass die winzigen Moleküle, denen ein Baby im Mutterleib ausgesetzt ist, eine grundlegende Rolle für seine zukünftige Gesundheit spielen«, resümiert Petersen.

    Im Rahmen ihrer Studie konnten die WissenschaftlerInnen ebenso aufzeigen, dass in der Analyse von Mekonium medizinisches Potenzial steckt: Mithilfe eines maschinellen Lernalgorithmus kombinierten sie Mekonium-, Mikroben- und klinische Daten, um ein Vorhersage-System zu entwickeln. Es gelang ihnen schließlich, mit einem hohen Grad an Genauigkeit zu prognostizieren, ob ein Säugling bis zum Alter von einem Jahr Allergien entwickeln werde oder nicht.

    »Wir wissen, dass Kinder mit Allergien das höchste Risiko aufweisen, später im Leben auch Asthma zu entwickeln. Jetzt zeichnet sich eine Möglichkeit ab, gefährdete Neugeborene zu identifizieren, die von frühen Interventionen profitieren könnten, noch bevor sie Anzeichen und Symptome von Allergien oder Asthma entwickeln«, so Co-Autor Stuart Turvey von University of British Columbia und Co-Direktor der internationalen CHILD Cohort Study.

    Quelle: Petersen C et al.: A rich meconium metabolome in human infants is associated with early-life gut microbiota composition and reduced allergic sensitization. Cell Reports Medicine 2021. doi: 10.1016/j.xcrm.2021.100260 wissenschaft.de, 29.4.2021DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 04.05.2021