Systematisches Review

Risikoschwangerschaft – was hilft Frauen bei der Bewältigung?

  • Risikoschwangere sollten vor allem ermutigt werden, damit sie das Gefühl haben, die Schwangerschaft bewältigen und die Kontrolle bewahren zu können.

  • Komplikationsreiche Verläufe der Schwangerschaft können die Schwangere physisch und psychisch beeinträchtigen. Welche Beeinträchtigungen sind dabei häufig? Wie können sie beeinflusst werden? Zu diesem Themenkomplex wurde eine systematische Übersichtsarbeit durchgeführt.

    Eingeschlossen wurden 31 Studien, die bis Mai 2021 veröffentlicht wurden. Die untersuchten Schwangerschaftskomplikationen stammen aus Studien zum Gestationsdiabetes (n=15), zu multiplen Schwangerschaftskomplikationen bei hochrisikoreichen Schwangerschaftsverläufen (n=9), zu hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen (n=4), Studien ohne Spezifikation der Komplikation (n=2) und solchen zu akuter Nierenproblematik (n=1).

    Der Großteil der Ergebnisse zeigt auf, dass Schwangerschaftsverläufe mit hohem geburtshilflichem Risiko (high-risk pregnancy) mit einem verminderten Wohlbefinden der Schwangeren einhergehen (87 %). Zudem haben betroffene Frauen häufiger psychopathologische Probleme. Besonders Frauen mit Gestationsdiabetes oder hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen zeigen ein allgemein reduziertes Wohlbefinden sowie mehr Ängste und Depressionen als Frauen mit physiologischen Schwangerschaftsverläufen auf.

    Interessant an den Ergebnissen sind die assoziierten psychopathologischen Aspekte: So deuten 24 Publikationen darauf hin, dass Frauen mit einer Hochrisikoschwangerschaft mit deutlich mehr mentalen Problemen konfrontiert sind als die Vergleichsgruppe der Frauen mit physiologischen Schwangerschaftsverläufen. Lediglich drei Studien zeigen keine Unterschiede zwischen den beiden Vergleichsgruppen auf. Beim Aspekt des Wohlbefindens zeigt sich, dass Frauen mit dem Risiko einer Frühgeburt unter allen befragten Frauen zu allen Zeitpunkten der Schwangerschaft das geringste Maß an Lebensqualität empfinden.

    Die Autor:innnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass Schwangerschaftsverläufe bei einem Hochrisiko mit einem allgemein verminderten Wohlbefinden der Schwangeren einhergehen. Diese gilt es besonders achtsam zu betreuen: Hierbei wird eine ganzheitliche und kultursensible Herangehensweise empfohlen.

    Die Autor:innen empfehlen konkret, schwangere Frauen aktiv in verschiedene Entscheidungsprozesse einzubeziehen, um das allgemeine Wohlbefinden, die Zufriedenheit in Bezug auf die gesamte Lebensqualität und bessere Outcome-Parameter zu fördern. Ein Schwerpunkt der Betreuung sollte darauf liegen, die Frau zu ermutigen: Vermittelt werden sollten eine optimistische Einstellung und im besten Fall könnte ein Weg aufgezeigt werden, trotz der herausfordernden Situation die Kontrolle zu wahren.

    Quelle: Williamson, S. P., Moffitt, R. L., Broadbent, J., Neumann, D. L., & Hamblin, P. S. (2023). Coping, wellbeing, and psychopathology during high-risk pregnancy: A systematic review. Midwifery, 116, 103556. https://doi.org/10.1016/j.midw.2022.103556 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 21.03.2023