Bevölkerungsstudie

Millionen weniger Mädchen in Indien

  • Noch immer werden in Indien Schwangerschaften mit weiblichen Feten teils gezielt abgebrochen.

  • Weibliche Feten werden in Indien seit langem gezielt abgetrieben – und das obwohl es im Land eigentlich verboten ist, werdenden Eltern das Geschlecht ihres Kindes mitzuteilen und es landesweite Kampagnen zur Rettung von Mädchen gegeben hat. Doch oft gelten Töchter in indischen Familien als wirtschaftliche Last, weil sie häufig eine hohe Mitgift in die Ehe mitbringen sollen – obwohl auch das seit Jahrzehnten eigentlich verboten ist. Zudem verlassen Töchter mit der Ehe in der Regel das Haus der Familie und ziehen zu den Schwiegereltern. Söhne bleiben hingegen bei den Eltern und können sie dort bis ins Alter versorgen. Auch wenn Mädchen geboren werden, sterben viele, weil sie weniger zu essen bekommen und seltener zum Arzt gehen dürfen als Jungen.

    ForscherInnen werteten Daten der größten indischen Bundesstaaten und bundesunmittelbaren Gebiete aus, die mehr als 98 % der Bevölkerung umfassten. Laut ihren Berechnungen sollen zwischen 2017 und 2025 pro Jahr rund 469.000 Mädchen zu wenig geboren werden und zwischen 2026 und 2030 gar rund 519.000 Mädchen pro Jahr.

    Die ForscherInnen schlussfolgern, dass das Geschlechterverhältnis in Indien einen großen Einfluss auf das weltweite Geschlechterverhältnis haben wird. Denn in den kommenden Jahren soll Indien nach UN-Voraussagen das bevölkerungsreichste Land der Welt werden. Zurzeit ist der 1,3-Milliarden-EinwohnerInnen-Staat Nummer zwei nach China.

    Quelle: Ombao H et al.: Probabilistic projection of the sex ratio at birth and missing female births by State and Union Territory in India. Plos one 2020. Doi: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0236673 dpa, 20.8.2020DHZ

    Rubrik: Politik & Gesellschaft

    Erscheinungsdatum: 21.08.2020