Internationale Studie

Risiken von Covid-19 für Mutter und Kind bestätigt

  • Eine Infektion mit Sars-CoV-2 kann Gesundheit und Leben von Schwangeren und ihrem unge¬borenen Kind gefährden.

  • Die anfängliche Hoffnung, dass Schwangere vor Covid-19 verschont bleiben, weil andere jüngere Menschen selten schwer erkranken, hat sich nicht bestätigt. Bereits im letzten Jahr wies eine Untersuchung der US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) darauf hin, dass Schwangere im Fall einer Erkrankung drei Mal häufiger auf Intensivstation behandelt oder beatmet werden müssen und dass auch das Sterberisiko erhöht ist.

    Ein Team um Aris Papageorghiou von der Universität Oxford stellt jetzt die Ergebnisse der INTERCOVID-Studie vor, einem Ableger des »INTERGROWTH-21st Project«, das die Entwicklung von Kindern in der Schwangerschaft und während der ersten beiden Jahre erforscht hat. An der Studie beteiligten sich 43 Zentren in 18 Ländern (ohne deutsche Beteiligung) aus 4 Erdteilen. Insgesamt 706 Schwangeren mit Covid-19 wurden jeweils 2 Schwangere mit möglichst den gleichen Eigenschaften gegenübergestellt, die nicht mit Sars-CoV-2 infiziert waren, was weitgehend gelang. Nur der Anteil der übergewichtigen Frauen (ein Risikofaktor für Covid-19) war bei den infizierten Frauen mit 48,6 % versus 40,2 % leicht erhöht.

    Obwohl 40 % der Schwangeren keine Covid-19-Symptome zeigten, waren Morbidität und Mortalität erhöht. Die infizierten Schwangeren erkrankten zu 76 % häufiger an einer Präeklampsie/Eklampsie, es kam mehr als dreifach häufiger zu schweren Infektionen und die Patientinnen wurden fünf Mal häufiger auf der Intensivstation versorgt. Insgesamt elf Schwangere mit Covid-19 starben. Die Müttersterblichkeit (1,6 %) war damit deutlich erhöht. Papageorghiou weist allerdings darauf hin, dass die Todesfälle vor allem in den ärmeren Ländern auftraten, in denen die Möglichkeit zur Intensivbetreuung der Frauen begrenzt waren. Die Infektion der Mutter war auch mit gesundheitlichen Risiken für das Kind verbunden. Die Zahl der Frühgeburten und der aus medizinischen Gründen vorzeitig eingeleiteten Geburten war erhöht. Der SNMI (»severe neonatal morbidity index«), der die häufigsten neonatalen Komplikationen bewertet, war erhöht, ebenso ein Morbiditäts- und Mortalitätsindex, der auch Todesfälle und Intensivbehandlung der Neugeborenen berücksichtigt.

    Häufige Covid-19-Symptome wie Fieber und Atemnot erhöhten das Komplikationsrisiko für Mutter und Neugeborenes. Aber auch asymptomatische Infektionen erhöhten die Morbidität der Mütter und das Risiko einer Präeklampsie. Auch ein perinatales Infektionsrisiko besteht: Insgesamt 54 Kinder (13 %) wurden nach der Geburt positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Stillen scheint dagegen das Infektionsrisiko nicht zu erhöhen.
    Die erhöhte Morbidität und Mortalität könnte verschiedene biologische Gründe haben. Mary Healy vom Baylor College of Medicine in Houston vermutet, dass die mit der Schwangerschaft verbundenen physiologischen Veränderungen von Bedeutung sind. Dazu gehören die erhöhte Herzfrequenz und der gesteigerte Sauerstoffverbrauch, die verminderte Lungenkapazität und das in der Schwangerschaft erhöhte Risiko auf thromboembolische Ereignisse, die die Hyperkoagulabilität durch Covid-19 verstärken könnten. Auch die natürliche Immunsuppression während der Schwangerschaft, die einen Angriff auf den Embryo verhindern soll, sei im Fall einer Infektion nachteilig, vermutet die Editorialistin.

    Quelle: Papageorghiou A et al.: Maternal and Neonatal Morbidity and Mortality Among Pregnant Women With and Without COVID-19 InfectionThe INTERCOVID Multinational Cohort Study. JAMA Pediatrics 2021. DOI: 10.1001/jamapediatrics.2021.1050 aerzteblatt.de, 23.4.2021DHZ

    Rubrik: Covid-19

    Erscheinungsdatum: 27.04.2021