Retrospektive Querschnittsstudie aus den USA

Warum spätgebärend?

  • Hat eine Frau bereits mehrere Kinder geboren, bekommt sie häufiger auch als sogenannte Spätgebärende noch ein Kind.

  • Das mütterliche Alter bei der Geburt wird kontrovers diskutiert und unterliegt globalen Schwankungen. In den USA wird der Großteil der Kinder (77 %) von Frauen geboren, die zwischen 19 bis 35 Jahre alt sind. 2018 fanden 17 % aller Geburten in den USA bei spätgebärenden Frauen (> 35 Jahre) und 6 % aller Geburten bei Frauen unter 19 Jahren statt. Das durchschnittliche mütterliche Alter von Frauen betrug dort 26,9 Jahre.

    Ein mütterliches Alter über 35 Jahren wird in vielen Erhebungen als Definitionsgrenze für spätgebärende Frauen herangezogen. Die Datenlage zu spätgebärenden Frauen deutet darauf hin, dass diese mit einem höheren Fehl- und Frühgeburtsrisiko sowie einem erhöhten mütterlichen Risiko einhergehen, eine Präeklampsie oder einen Gestationsdiabetes zu entwickeln. Die AutorInnen der aktuellen Studie kritisieren, dass die Datenlage zu Outcome-Parametern spätgebärender Frauen umfassend erforscht, jedoch die Gründe für den Anstieg der Geburten spätgebärender Frauen bislang unzureichend beachtet sind. Sie hinterfragen, was hinter der Entscheidung zu einer Geburt im späteren mütterlichen Lebensalter liegt und ob Frauen tatsächlich aufgrund eigener Ausbildungs- und Karriereabsichten ihren Kinderwunsch in ein späteres Lebensalter verschieben.

    Anhand einer retrospektiven Querschnittsstudie evaluierten sie Faktoren, die in Zusammenhang zu Geburten spätgebärender Frauen in den USA stehen. Eingeschlossen wurden 38.549 Frauen, die im Jahr 2017 geboren hatten. Die Daten wurden im Rahmen von PRAMS (Pregnancy Risk Assessment Monitoring System) anhand eines Fragebogens in 46 US-amerikanischen Staaten und Puerto Rico erhoben.

    Ein Anteil von 18,2 % der eingeschlossenen Frauen zählte zu den sogenannten Spätgebärenden mit einem mütterlichen Alter über 35 Jahren, wobei davon 3,4 % über 40 Jahre alt war. Insgesamt lag der Anteil der Frauen mit einer ungewollten und ungeplanten Schwangerschaft in dieser Altersgruppe höher als in der Vergleichsgruppe. Unter den spätgebärenden Frauen hatten 77,5 % eine oder mehrere vorausgegangene Geburten. Der bestehende Kinderwunsch war ein Faktor unter mehreren, über 35 schwanger zu werden. Ein signifikanter Faktor war außerdem die vorausgegangene Geburt eines oder mehrerer Kinder. Bei der Mehrheit der spätgebärenden Frauen mit mehreren Kindern zeigte sich, dass mehrgebärende Frauen mit sechs oder mehr weiteren Kindern 17-fach häufiger als ihre Vergleichsgruppe ein Kind in höherem mütterlichem Lebensalter zur Welt brachten.

    Die AutorInnen schlussfolgern, dass Frauen ihren Kinderwunsch nicht in erster Linie aufgrund der eigenen Karriere ins spätere Lebensalter verschieben, sondern multifaktorielle Gründe und individuelle Persönlichkeitsmerkmale Frauen dazu bewegen, im späteren Lebensalter schwanger zu werden und zu gebären.

    Quelle: Maloney SI et al.: Factors associated with giving birth at advanced maternal age in the United States. Midwifery 2021. https://doi.org/10.1016/j.midw.2021.102975 ∙ DHZ

    Rubrik: Politik & Gesellschaft

    Erscheinungsdatum: 28.04.2021