Multizentrische Doppelblindstudie

Was bewirkt Quaddeln während der Geburt?

Ungefähr ein Drittel aller Gebärenden erleben starke Rückenschmerzen während der Geburt. Eine Therapiemöglichkeit umfasst die intrakutane Injektion weniger Milliliter sterilen Wassers im Bereich der Michaelisraute („Quaddeln“). Die Injektion kann dazu beitragen, Rückenschmerzen während der Geburt zu lindern und wird kontrovers diskutiert. In einer multizentrischen Studie wurden nun der schmerzlindernde Effekt und die Auswirkungen auf geburtshilfliche Outcome-Parameter untersucht. Im Fokus stand die Evaluation der Sicherheit und Effektivität der intrakutanen Injektion sterilen Wassers.

Die multizentrische Doppelblindstudie wurde zwischen Dezember 2012 und Dezember 2017 in einer britischen und in 15 australischen geburtshilflichen Stationen durchgeführt, in denen jeweils zwischen 3.000 bis 6.500 Geburten pro Jahr stattfanden. Eingeschlossen wurden Gebärende mit einer Einlingsschwangerschaft am Termin, die auf einer Schmerzskala von 1 bis 10 ihre empfundene Schmerzintensität mindestens mit 7 angaben. Ausgeschlossen wurden Frauen nach einer vorausgegangenen Kaiserschnittentbindung. Die Studiengruppe umfasste Frauen, die in diesem Fall durch eine intrakutane Injektion mit sterilem Wasser (n=580), die Kontrollgruppe bestand aus Frauen, die durch eine intrakutane Injektion mit Kochsalzlösung therapiert wurden (n= 567). Die Zufriedenheit wurde nach der Geburt über einen Fragebogen erfasst.

Die Ergebnisse zeigten auf, dass eine Sectio-Entbindung bei 17,1 % der Frauen der Studiengruppe und bei 14,8 % der Kontrollgruppe durchgeführt wurde. Nach 30 Minuten berichteten 60,8 % (n=330) der Studiengruppe und 31,4 % (n=163) der Kontrollgruppe eine Reduktion der Schmerzen um 30 %. Eine mehr als 50-prozentige Schmerzlinderung berichteten 43,3 % der Teilnehmerinnen der Studiengruppe (n=235) und 18,1 % der Frauen der Kontrollgruppe (n=94). Die Unterschiede waren signifikant auch noch nach 60 und 90 Minuten nachweisbar. Es wurden keine Nebenwirkungen beobachtet, die mit der intrakutanen Injektion von Wasser oder Kochsalzlösung in Zusammenhang standen. Die fragebogengestützte Umfrage hatte eine Rücklaufquote von 70 % und zeigte auf, dass Frauen der Studiengruppe über eine höhere mütterliche Zufriedenheit im Vergleich zur Kontrollgruppe verfügten. Somit wurde in dieser Studie kein Zusammenhang zwischen der intrakutanen Gabe von sterilem Wasser/Kochsalz und dem Geburtsmodus gefunden, jedoch ein Zusammenhang in Bezug auf die Veränderung der Schmerzintensität bei Frauen mit starken Rückenschmerzen während der Geburt.

Die AutorInnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die Effektivität und Sicherheit für die intrakutane Applikation von sterilem Wassern bei starken Rückenschmerzen während der Geburt existiert. Aufgrund der Einfachheit der Anwendung und der geringen einhergehenden Kosten sollte diese Therapiemöglichkeit Frauen während der Geburt mit starken Rückenschmerzen angeboten werden.

Quelle: Lee N et al.: Caesarean delivery rates and analgesia effectiveness following injections of sterile water for back pain in labour: A multicentre, randomised placebo controlled trial. EClinicalMedicine 2020. www.thelancet.com/journals/eclinm/article/PIIS2589-5370(20)30191-7/fulltext ∙ DHZ

 

Rubrik: Geburt

Erscheinungsdatum: 01.09.2020