Studie aus Australien

Wie gebären Hebammen in Down Under?

  • Insiderwissen prägt bei australischen Hebammen Entscheidungen rund um die Geburt ihres eigenen Kindes, was ihnen ein Höchstmaß an Autonomie ermöglicht.

  • Geburtshilfe wird in Australien großteils durch Hebammen geleistet, wovon viele selbst geboren haben oder im gebärfähigen Alter sind. Vermutet wird, dass die eigene Geburtserfahrung der Hebammen auch ihr zukünftiges berufliches Handeln beeinflusst. Jedoch wurde zur eigenen Geburtserfahrung von Hebammen bislang wenig Forschung durchgeführt. Dies wurde nun im Rahmen einer landesweiten Befragung unter australischen Hebammen aufgegriffen: Was ist Hebammen in Australien bei ihrer eigenen Geburt wichtig? Wie gebären sie?

    Die Befragung wurde online durchgeführt, wobei sowohl quantitative als auch qualitative Daten erhoben wurden. Evaluiert wurden in dieser Studie nur die Daten der Frauen, die nach einem bestandenen Hebammenexamen ihr erstes Kind geboren hatten (n=447 Hebammen). 

    88 % der befragten Hebammen wählten die Klinik, 12 % ein außerklinisches Setting für ihre Geburt. Bei 11,2 % fand eine Hausgeburt statt. 66 % der befragten Hebammen hatten eine normale vaginale Geburt, 16,3 % eine instrumentelle Entbindung und 16,8 % eine Sectio. Über 85 % der Hebammen wurden so betreut, wie sie es sich gewünscht hatten. Über drei Viertel der befragten Hebammen (75,4 %) wurden individuell nach ihren Wünschen durch die Betreuungsperson ihrer Wahl während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett betreut.

    Die Ergebnisse zeigen, dass Hebammen die vaginale Geburt als Geburtsmodus bevorzugen. Sie nutzen ihr Fachwissen, um ihre eigene Geburt dadurch mit zu beeinflussen, um Autonomie unter der Geburt zu erleben. Sie legen großen Wert auf eine Eins-zu-eins-Betreuung, auf Aspekte der Sicherheit durch vertrauensvolle Begleitpersonen, das Gefühl Kontrolle zu behalten und Geburtsrisiken zu vermeiden.

    Die Autor:innen zeigen auf, dass es einen Unterschied zwischen Hebammen und Frauen anderer Berufsgruppen gibt, was ihnen wichtig ist und wie sie ihre Wünsche rund um die Geburt umsetzen. Dieser umfasst verschiedene Aspekte, beispielsweise, dass Hebammen über das Fachwissen verfügen, bestmögliche Entscheidungen rund um die Geburt zu treffen. Hebammen können zudem die Weichen stellen, sich sowohl klinisch als auch außerklinische durch Vertrauenspersonen ihrer Wahl versorgen lassen.

    Sie schlussfolgern, dass Hebammen über Insiderwissen und Verbindungen zu Kontaktpersonen verfügen, das ihnen ein Höchstmaß an Entscheidungsfreiheit und Autonomie während der Schwangerschaft, der Geburt und der Wochenbettzeit ermöglicht.

    Quelle: Coulton Stoliar, S., Dahlen, H. G. & Sheehan, A. (2022). A national survey of Australian midwives' birth choices and outcomes. Women Birth. DOI: https://doi.org/10.1016/j.wombi.2022.07.173 ∙ DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 20.09.2022