Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin

16. Kongress rund um Geburtshilfe und Pränatalmedizin

Vom 14. bis 16. Mai fand in Bonn der 16. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM) statt. Über 500 internationale TeilnehmerInnen, hauptsächlich MedizinerInnen, aber auch einige Hebammen, konnten sich über die neuesten medizinischen und technischen Entwicklungen informieren. Der Frauenanteil im Publikum betrug 80 bis 90 Prozent.

Der Kongress begann mit sieben praxisorientierten Workshops zu Themen wie Beckenendlage, Schulterdystokie oder auch Neurosonografie. Zu den über 70 ausgestellten Postern liefen eng getaktet 28 Vorträge. Gut die Hälfte betraf die Pränatalmedizin, aber auch geburtshilfliche Themen wie „Aktuelle Evidenz zum Entbindungsmodus“ (bei Zwillingen sowie bei Zustand nach Sectio) oder ein „Update Geburtshilfe: Was bleibt, was kommt?“ Dabei ging es um die Einleitung mit Misoprostol, das als Vaginalinsert voraussichtlich ab September 2014 zugelassen sein wird. Zur Prävention postpartaler Blutungen gab es die Empfehlung, dass 3 IE Oxytocin ausreichten und kein schneller Bolus, sondern die langsame Gabe über 30 Sekunden indiziert sei.

Gleich zu Beginn gab es eine Podiumsdiskussion über „Außerklinische Geburtshilfe – Eine Alternative zur Klinik?“ mit Anke Wiemer (Gesellschaft für Qualität in der Außerklinischen Geburtshilfe/QUAG e.V.), Dr. Susanne Bauer (Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V.), Prof. Dr. Birgit Arabin (Uniklinik Marburg) und Prof. Dr. Axel Feige (ehemaliger Präsident der DGPGM, Nürnberg).

Bauer legte die gültige Rechtslage sowie die Entwicklung des Qualitätsmanagements für Geburtshäuser nach ISO 9001 dar. Sie präsentierte die Bilanz der Geburtshäuser, die durchaus mit Kliniken vergleichbar ist: Außerklinische Geburt in Deutschland sei dank der vorhandenen Standards durchaus eine Alternative zur Geburt in der Klinik.

Wiemer stellte die Entstehung von QUAG e.V. sowie die Ergebnisse der QUAG-Erhebungen im außerklinischen Bereich vor. Sie bedauerte die unterschiedlichen Qualitätsindikatoren von außerklinischer Geburtshilfe, die sich an europäischen PERISTAT-Indikatoren orientiert, und den vom AQUA-Institut präsentierten Klinikdaten: Für eine bessere Vergleichbarkeit der Datensätze wünschte sie für die Zukunft gemeinsame Indikatoren für beide Bereiche sowie eine wertfreie Aufklärung der Schwangeren.

Arabin sprach den deutschen Daten zu außerklinischer Geburten wegen der zu geringen Erfassungsquote von 90 Prozent die Relevanz ab und konterte mit US-amerikanischen Untersuchungen, die die Risiken der außerklinischen Geburt belegen sollten. Sie plädierte für mehr Hebammen in den Kliniken, weil nur so der Risikofaktor des Transportes bei der Geburt kontrolliert werden könne.
Feige plädierte als Moderator der Diskussion dafür, die Hausgeburten aus der öffentlichen Finanzierung auszuklammern und "die Schwangeren durch fachgerechtes Wissen und gezielte Beratung vor Fehlentscheidungen in Bezug auf den Geburtsort zu bewahren".

(Dr. Katharina Hartmann für die DHZ)

Rubrik: Aus- und Weiterbildung

Erscheinungsdatum: 02.07.2014