Studie aus den USA

Antibiotika könnten Rheumaerkrankung bei Kindern auslösen

PatientInnen, die an einer juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) erkranken, haben als Kleinkinder doppelt so häufig wie andere Gleichaltrige Antibiotika erhalten. Dies geht aus einer Fall-Kontroll-Studie in Pediatrics hervor, die ein neues Licht auf die Ätiologie von rheumatischen Erkrankungen im Kindesalter wirft.

Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA), ein Oberbegriff für den Morbus Still und eine Reihe anderer chronisch entzündlicher, sprich rheumatischer Gelenkerkrankungen im Kindesalter, ist selten. Die Prävalenz wird mit 20 bis 30 Erkrankungen auf 100.000 Kinder und Jugendliche angegeben. Die Ursache ist unklar. Viele Erkrankungen, vor allem, wenn neben den Gelenken andere Organe (beispielsweise das Auge) erkranken, sind vermutlich Folge einer Autoimmunerkrankung. Als Trigger werden Infektionen diskutiert. Sie sollen zur Bildung von Antikörpern führen, die dann versehentlich auch körpereigene Strukturen angreifen.

Ein Team um Daniel Horton von der Rutgers University in New Brunswick im US-Staat New Jersey hat eine britische Datenbank befragt. Das Health Improvement Network (THIN) hat die Krankenakten von 11 Millionen HausarztpatientInnen gespeichert. Darunter waren 450.000 Kinder, von denen wiederum 152 an einer JIA erkrankt waren. Horton verglich diese PatientInnen mit anderen PatientInnen gleichen Alters und Geschlechts aus der Datenbank, wobei Kinder mit anderen (vermuteten) Autoimmunerkrankungen wie entzündlichen Darmerkrankungen oder späteren systemischen rheumatischen Erkrankungen sowie Patienten mit Immunschwäche ausgenommen waren.

Die Auswertung ergab, dass Patienten mit JIA doppelt so häufig in ihrer frühen Kindheit und vor Ausbruch der Gelenkerkrankung mit Antibiotika behandelt worden waren. Die adjustierte Odds Ratio betrug 2,1 und war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,2 bis 3,5 signifikant. Für einen kausalen Zusammenhang (der durch Fall-Kontroll-Studien allein nicht belegt werden kann) spricht, das es eine Dosis-Wirkungs-Beziehung gab. Kinder, die mehr als fünf Antibiotika-Behandlungen erhalten hatten, erkrankten dreimal häufiger an einer JIA (adjustierte Odds Ratio: 3,0; 1,6-5,6). Viele Kinder erkrankten innerhalb eines Jahres nach der Antibiotika-Behandlung an der JIA.

(Horton, B.H. et al.: Antibiotic Exposure and Juvenile Idiopathic Arthritis: A Case–Control Study. Pediatrics. Accepted May 11, 2015. http://pediatrics.aappublications.org/content/early/2015/07/15/peds.2015-0036; aerzteblatt.de, 20.7.2015)

 

 

 

Rubrik: Medizin & Wissenschaft

Erscheinungsdatum: 22.07.2015