Cochrane Review

Antiseptische Behandlung der Vagina vor einer Sectio?

  • Die vaginale Behandlung mit einem Antiseptikum vor dem Kaiserschnitt senkt das Risiko einer postoperativen Infektion.

  • Kaiserschnitte zählen zu den weltweit am häufigsten durchgeführten chirurgischen Verfahren. Trotz einer prophylaktischen Antibiotikagabe zählt postpartal die infektionsbedingte mütterliche Morbidität nach einer Sectio zu den entscheidenden Risiken dieses Geburtsmodus. Das Ziel eines Cochrane Reviews bestand darin, die Effektivität und mögliche Nebenwirkungen einer präoperativen Behandlung der Vagina durch eine antiseptische Lösung zu evaluieren. Es handelt sich um eine Aktualisierung, der Reviews aus den Jahren 2010, 2012, 2014, 2017 und 2018 vorausgehen.

    Eingeschlossen wurden 21 randomisiert-kontrollierte Studien (n=7.038 Frauen) aus 10 Ländern, in denen eine vaginale Behandlung durch eine antiseptische Lösung im Vergleich zu einer Behandlung mit einer Placebo-Lösung durchgeführt und anschließend die postoperative mütterliche Morbidität evaluiert wurde. Verschiedene Methoden der Behandlung wurden angewendet: Spülungen mit Povidon-Jod (n=17 Studien), Chlorhexidin (n=3 Studien) und Benzalkoniumchlorid (n=1 Studie). Die Behandlung wurde unmittelbar vor der Sectio mit Schwammstäbchen, Duschen oder eingeweichten Mulltüchern durchgeführt. Die Kontrollgruppen erhielten kein Vaginalpräparat (n=17 Studien) oder ein Kochsalzpräparat (n=4 Studien).

    Das Inzidenz einer postoperativen Endometritis verringerte sich nach vaginaler Behandlung durch eine antiseptische Lösung von 7,1 % auf 3,1 %. Dieser Effekt wurde nach Verwendung von Lösungen auf Jodbasis wie auch bei Lösungen auf Chlorhexidinbasis beobachtet. Ebenso sank die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von postoperativem Fieber und postoperativen Wundinfektionen. Die Wirkung scheint jedoch bei Frauen ohne Wehen effektiver als bei Frauen mit Wehen zu sein, wobei weitere Studien hierzu erforderlich sind. Es konnten keine Unterschiede in Bezug auf einen vorausgehenden Blasensprung gefunden werden. Weder bei der Anwendung von Povidon-Jod noch bei der Anwendung von Chlorhexidin wurden Nebenwirkungen berichtet.

    Die AutorInnen schlussfolgern, dass die vaginale Behandlung mit Povidon-Jod oder Chlorhexidin im Vergleich zum Verzicht auf die Behandlung oder eine Behandlung durch eine Kochsalzlösung das Risiko einer postoperativen Infektion senkt. Daher sprechen sie das Überdenken der Intervention aus, eine präoperative vaginale Behandlung durch ein Antiseptikum durchzuführen.

    Quelle: Haas DM, Morgan S, Contreras K, Kimball S: Vaginal preparation with antiseptic solution before cesarean section for preventing postoperative infections. Cochrane Database Syst Rev 2020. doi: https://doi.org/10.1002/14651858.CD007892.pub7 · DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 12.05.2020