Beunruhigende Entwicklung in den Kreißsälen
Überall in Deutschland schließen Kreißsäle. Manchmal, weil die Geburtshilfe sich nicht rechnet, andere Male, weil es einfach keine Hebammen gibt, die unter den immer schlechter werdenden Bedingungen arbeiten wollen.
„Tatsache ist, dass immer mehr Kreißsäle ihre Türen schließen, manchmal vorübergehend, oft für immer“, sagt Susanne Steppat, Präsidiumsmitglied und Beirätin für den Angestelltenbereich. Während es 1991 noch 1.186 Krankenhäuser gab, in denen Frauen ihre Kinder zur Welt bringen konnten, waren es 2010 gerade einmal noch 807. Die aktuellsten Zahlen des statischen Bundesamtes stammen aus dem Jahr 2014: Da gab es noch 725 Kreißsäle.
„Diese Entwicklung ist beunruhigend!“, sagt Susanne Steppat. „Frauen müssen dadurch immer längere Wege in die Kliniken in Kauf nehmen. Inzwischen gehen einige Gesundheitswissenschaftler sogar davon aus, dass Fahrtwege von im Durchschnitt einer halben Stunde in Ordnung sind. Nach dieser Kalkulation wird es 2020 noch 570 Kreißsäle geben und 2030 dann nur noch 370.“
Für Susanne Steppat ist die Politik gefragt: „Wir müssen weg von der aktuellen Abrechnungslogik, die sich an pathologischen Geburtsverläufen orientiert und normale physiologische Geburten viel zu schlecht bezahlt. Dann könnten die Kreißsäle mit ausreichend Hebammen besetzt und die Frauen gut betreut werden!“ Sie erwarte außerdem, dass die zusätzlichen Gelder, die das Krankenhausstrukturgesetz vorsehe, auch in den Kreißsälen ausgeben würden. Denn eines sei auch klar. Krankenhäuser können ihre geburtshilflichen Abteilungen nicht zu Lasten der Hebammen retten.
Susanne Steppat plädiert dafür, gemeinsam mit den Klinikleitungen und den kommunalen Politikern an Lösungsmodellen zu arbeiten, die zu einer wohnortnahen qualitativ hochwertigen selbstbestimmten Geburtshilfe in Deutschland beitragen.
(hebammenverband.de, 23.5.2016)