Mehr als eine Infektion

Chlamydien durchbrechen körpereigene Krebsabwehr

Infektionen mit den sexuell übertragenen Bakterien Chlamydia trachomatis bleiben oft unbemerkt. Die Erreger gelten nicht nur als häufigste Ursache weiblicher Unfruchtbarkeit; sie stehen auch im Verdacht, das Risiko einer Erkrankung an Unterleibskrebs zu erhöhen. Ein Forscherteam am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin hat nun den Abbau eines wichtigen körpereigenen Schutzfaktors im Verlauf einer Chlamydien-Infektion beobachtet. Indem die Erreger den Abbau des Proteins p53 aktivieren, blockieren sie einen wichtigen Schutzmechanismus infizierter Zellen, die Einleitung des programmierten Zelltods. Bei vielen Krebsarten ist diese Schutzfunktion von p53 ebenfalls eingeschränkt. Die neuen Einblicke untermauern den vermuteten Zusammenhang zwischen Chlamydien-Infektionen und dem Auftreten bestimmter Krebsarten.

Ein Abbau von p53 wird auch bei Infektionen mit dem humanen Papillomavirus beobachtet, dem Verursacher von Gebärmutterhalskrebs. Chlamydien könnten auch bei dieser Krankheit eine Rolle spielen. Sie dringen jedoch viel tiefer in den Genitaltrakt ein und können zu Entzündungen der Eileiter führen, wo sie lange Zeit oft unbemerkt überdauern. An diesem Ort der Eileiter nimmt auch der Eierstockkrebs seinen Ausgangspunkt, eine der gefährlichsten Krebsarten bei Frauen.

„Der Einfluss von Chlamydien auf p53 ist ein wichtiges Teil im komplizierten Puzzle der Tumorentstehung. Je mehr sich der Zusammenhang zwischen Infektion und Krebs erhärtet, desto wichtiger wird es sein, die Entwicklung wirksamer Impfstoffe und Antibiotika zur Krebsvorbeugung voranzutreiben“, erklärt Thomas F. Meyer, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut.

(González, E. et al.: Chlamydia infection depends on a functional MDM2-p53 axis. Nature Communications 2014, 13. November 2014. Ärztliche Praxis Gynäkologie 21.11.2014)

Rubrik: Medizin & Wissenschaft

Erscheinungsdatum: 02.12.2014