Damm-Massage: Potenzial der Prävention
Bei einer vaginalen Geburt kann das Dammgewebe Schaden nehmen: Auftreten können Riss- oder Schnittverletzungen durch eine Episiotomie. Eine Vielzahl verschiedener Faktoren wird diskutiert, die Einfluss darauf haben. Im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit wurde kürzlich untersucht, welchen Einfluss eine Damm-Massage hat, die vor der Geburt durchgeführt wird. Wie werden Schmerzen sowie die Häufigkeit von Folgekomplikationen wie Dyspareunie, Urin- und Stuhlinkontinenz dadurch beeinflusst?
Eingeschlossen wurden 18 Publikationen, in denen die Intervention der Damm-Massage während der Schwangerschaft evaluiert wurden. Diese wurde entweder durch die Schwangere selbst, ihren Partner oder eine/n Mitarbeiter:in des Gesundheitswesens durchgeführt. In den meisten Publikationen führten die Frauen eine Dammmassage ab der 34. Schwangerschaftswoche durch, wobei unterschiedliche Techniken sowie Erklärungen durch das Fachpersonal beschrieben wurden. Die beschriebenen Techniken umfassen eine äußere Massage der Perineums, eine innere Massage der Vagina sowie kombinierte Techniken.
Die Autor:innen fassen zusammen, dass die Ergebnisse Hinweise darauf geben, dass nach einer antenatalen Massage in der zweiten Schwangerschaftshälfte oder im dritten Trimenon weniger häufig Geburtsverletzungen und postpartale Inkontinenzbeschwerden auftreten.
In dieser systematischen Übersichtsarbeit sind dazu sehr interessante Einzelstudien enthalten, die sorgfältig deskriptiv beschrieben sind. Sie weisen jedoch zum Teil ein hohes Fehler-Risiko auf. Zudem bleiben in der durchgeführten systematischen Übersichtsarbeit Berechnungen und Fragen offen, welche der angewendeten Massagetechniken in welchem Maß nun effektiv oder sinnvoll eingeschätzt werden.
Die Autor:innen benennen ein Potenzial der Prävention des mütterlichen Dammgewebes während der Geburt, sowie postpartal seltener auftretende Inkontinenzbeschwerden, nachdem eine Damm-Massage durchgeführt wurde. Jedoch stufen sie die Beschreibung und Erforschung der Technik selbst als unzureichend ein und zeigen damit eine real existierende Forschungslücke auf. Sie empfehlen, die Technik und Effektivität der Damm-Massage während der Schwangerschaft weiter zu erforschen.
Quelle: Milka, W., Paradowska, W., Kołomańska-Bogucka, D., & Mazur-Bialy, A. I. (2023). Antenatal perineal massage - risk of perineal injuries, pain, urinary incontinence and dyspereunia - a systematic review. Journal of gynecology obstetrics and human reproduction, 52(8), 102627. Advance online publication. https://doi.org/10.1016/j.jogoh.2023.102627 ∙ Beate Ramsayer/DHZ