Studie aus Frankreich

Dammschnitte sind meistens verzichtbar

  • Weniger Episiotomien haben nicht, wie befürchtet, zu mehr Verletzungen des Analsphinkters geführt.

  • Der restriktivere Einsatz der Episiotomie hat in Frankreich nicht zu dem befürchteten Anstieg von Dammrissen mit Verletzung des Analsphinkters geführt. Probleme gibt es einer Studie in PLOS Medicine zufolge jedoch nach dem Einsatz von Spatula und Zangen bei Erstgebärenden.

    Die Episiotomie war lange Zeit in Frankreich weit verbreitet. 2003 wurden Dammschnitte bei 71 % der Erstgebärenden durchgeführt, deutlich häufiger als in anderen vergleichbaren Ländern. Die Fachgesellschaft Collège national des gynécologues et obstétriciens (CNGOF) hat 2005 gegengesteuert und die Geburtshelfenden zu einem restriktiveren Einsatz aufgefordert.

    Das hat zu einem langfristigen Umdenken geführt. Nach den jetzt vorgestellten Daten ist die Häufigkeit der Episiotomie zuletzt von 25,8 % im Jahr 2010 auf 8,3 % im Jahr 2021 zurückgegangen.

    Episiotomien werden durchgeführt, um den Durchtritt des Kindes durch den Geburtskanal zu erleichtern und vor allem um Verletzungen des Perineums zu vermeiden. Bei Dammrissen 3. oder 4. Grades wird auch der Musculus sphincter ani externus beschädigt, was eine Analinkontinenz zur Folge haben kann. Diese Verletzung wird auch als Obstetrical Anal Sphincter Injury (OASI) bezeichnet. Deren Häufigkeit ist trotz des restriktiveren Einsatzes der Episiotomie nur wenig angestiegen. Das Team um Thomas Desplanches vom Centre Hospitalier Universitaire in Dijon ermittelte eine Inzidenz von 0,7 % im Jahr 2010 und von 1,0 % im Jahr 2021. Die Differenz war statistisch nicht signifikant.

    Eine Subgruppen-Analyse ergab eine signifikante Zunahme bei instrumental unterstützten Entbindungen bei Erstgebärenden mit Einzelschwangerschaft bei Kopflage des Kindes und einer Entbindung zum erreichten Termin.

    Wenn hier Zangenlöffel (Spatula) zum Einsatz kamen, erlitten 2020 2,6 % der Gebärenden eine OASI. Im Jahr 2021 war der Anteil auf 9,6 % gestiegen. Desplanches ermittelte ein adjustiertes relatives Risiko (aRR) von 3,69, das mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,50 bis 9,09 signifikant war.

    Wenn in dieser Gruppe eine Geburtszange benutzt wurde, stieg die OASI-Inzidenz nur nicht-signifikant von 3,2 % im Jahr 2010 auf 5,7 % (aRR 1,78; 0,81-3,90). Bei einer Saugglockengeburt sank die OASI-Inzidenz dagegen von 2,2 % auf 1,8 % (aRR 0,74; 0,31-1,76).

    Spatula und Zange werden in Frankreich immer seltener eingesetzt. Die meisten Geburtshelfenden benutzen bei einer instrumentellen Entbindung heute eine Saugglocke, die nach den Ergebnissen der Analyse die schonendere Methode ist.

    Quelle: Houlbracq, R., Le Ray, C., Blondel, B., Lelong, N., Chantry, A. A., Desplanches, T., & ENP2021 Study Group (2025). Episiotomies and obstetric anal sphincter injuries following a restrictive episiotomy policy in France: An analysis of the 2010, 2016, and 2021 National Perinatal Surveys. PLoS medicine, 22(1), e1004501. https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1004501 · aerzteblatt.de, 22.1.2025/DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 24.01.2025