Ende Oktober findet vom Institut für Hebammenwissenschaft der Charité ein Research Retreat mit neun Teilnehmerinnen statt, bei dem unter anderem der Forschungsfokus »Respektvolle Geburtshilfe« festgelegt wird.

Oft gibt es im Alltagsgeschäft von Studiengängen und Instituten nicht genug Zeit und Raum, um eigenen Forschungsideen nachzugehen oder Projekte gemeinsam zu entwickeln. Da ist die Hebammenwissenschaft keine Ausnahme.

Um das Team des im November 2021 gegründeten Instituts für Hebammenwissenschaft an der Charité auch in der Forschungsarbeit näher zusammenzubringen, hat Institutsleiterin Prof. Julia Leinweber, ein »Research Retreat« (Bodin & Weible, 2021) angestoßen. Es fand vom 27. bis 30. Oktober 2022 im Gästehaus Am Klostersee in Lehnin bei Potsdam mit neun Teilnehmer:innen statt. Dabei handelt es sich um einen Ansatz, der immer mehr verfolgt wird, um den wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen zu ermöglichen, sich für eine gewisse Zeit ganz auf Forschungsprojekte fokussieren zu können.

Ungestörtes Arbeiten und konzeptionelles Denken

Vier Tage konnten sich die Kolleginnen ganz ihren Forschungsinteressen widmen. Am ersten Tag stellte Prof. Julia Leinweber das Konzept von »Deep Work« vor, ein Konzept, das Methoden zum ungestörten und fokussierten Arbeiten zu einem spezifischen Thema ohne Ablenkung als Grundvoraussetzung für kreative Geistesarbeit hervorhebt (Newport, 2016). Deep Work kommt im Alltag oft zu kurz, ist aber essenziell für das wissenschaftliche Arbeiten

Die Bedingungen dafür waren mehr als ideal: Malerisch am See gelegen, konnte bei frühherbstlichem Sonnenschein draußen gearbeitet, sich in Einzelzimmer zurückgezogen oder der Seminarraum genutzt werden. Unterbrochen wurden die konzentrierten Einzelarbeitsphasen von punktuellen Zusammenkünften. So hatte die Gruppe am zweiten Tag Gelegenheit, die Forschungsschwerpunkte und Expertisen der anderen Kolleginnen besser kennenzulernen.

Forschungsfokus »Respektvolle Geburtshilfe«

Darauf aufbauend wurde am Ende eine gemeinsame Vision zur wissenschaftlichen Ausrichtung des Instituts entwickelt. Der zukünftige Forschungsfokus des Instituts für Hebammenwissenschaft an der Charité, das zeitgleich mit dem Start des Studiengangs Angewandte Hebammenwissenschaft gegründet wurde, wird auf dem Bereich »respektvolle Geburtshilfe« liegen mit den Schwerpunkten

• empathische Geburtsbegleitung
• Forschung zur Physiologie von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
• Forschung zum Theorie-Praxis-Transfer.

Mit dem neuen Fokus vor Augen und Deep-Work-Strategien im Gepäck, kehrte das Team der Hebammenwissenschaft an der Charité am Ende dieser vier intensiven Tage inspiriert nach Berlin zurück. Der Research Retreat soll nun jährlich stattfinden.

Fachwissen und Fallarbeit

Mittlerweile hat im Oktober 2022 an der Charité die zweite Kohorte wieder mit 63 Studentinnen das Studium der Angewandten Hebammenwissenschaft aufgenommen, während die erste Kohorte ab März ihren ersten außerklinischen Praxiseinsatz absolviert.

Der Fokus der Lehre läuft dabei Hand in Hand mit dem Forschungsschwerpunk »respektvolle Geburtshilfe«. Neben Vorlesungen und Seminaren, erlernen die Studierenden in Kleingruppenarbeit mit maximal zehn Studierende im Skills-Training praktische Fähigkeiten wie die Palpation anhand der Leopold Handgriffe, die U1 aber auch Techniken der Geburtsbegleitung. Auch das Recherchieren und Diskutieren von Fachwissen und aktuellen Forschungsarbeiten, wird vom ersten Semester an in Kleingruppen anhand von Fallarbeit, zum Beispiel zur Latenzphase oder zur Geburtseinleitung, gezielt gefördert.

Literatur

Bodin, Ö., & Weible, C. M. (2021). How a holistic research retreat can help our science. Nature. Newport, C. (2016). Deep work: Rules for focused success in a distracted world. Hachette UK.

Quelle: Institut für Hebammenwissenschaft, Charité, Universitätsmedizin Berlin. 30.11.2022 ∙ DHZ