Geburtsmodus und Schmerzen beim Sex

Dyspareunie nach Kaiserschnitt doppelt so häufig

  • Frauen mit einer Notsectio, mit einer primären Sectio oder mit einer Vakuumextraktion gaben doppelt so häufig Schwierigkeiten beim Sex an wie Frauen mit einer Spontangeburt ohne nahtpflichtige Verletzung.

  • Eine prospektive Studie im britischen Geburtshilfejournal BJOG hat sich mit den Zusammenhängen zwischen Geburtsmodus und Geburtsverletzungen sowie Schmerzen beim oder nach dem Sex beschäftigt. Zusätzlich wurden der Einfluss von weiteren Faktoren wie Erschöpfung, Stillen, Wochenbettdepression und Gewalt durch den Partner untersucht. Es sei die erste Studie, die sich so detailliert mit den Langzeiteffekten des Geburtsmodus auf Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) beschäftigt.

    In der Untersuchungsgruppe mit 1.244 Müttern aus sechs Kliniken in Australien haben 49 Prozent ihr Kind spontan geboren, zwei Drittel von ihnen mit einer nahtpflichtigen Geburtsverletzung oder Episiotomie. 10,8 Prozent der Geburten wurden instrumentell mit einer Vakuumextraktion und 10,7 Prozent per Forceps beendet. 9,7 Prozent erlebten eine primäre Sectio und 19,9 Prozent eine sekundäre Sectio.

    Die Frauen wurden nach 3, 6, 12 und 18 Monaten befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass 78 Prozent der Frauen nach 3 Monaten, 94 Prozent nach 6 Monaten, 97 Prozent nach 12 Monaten und 98 Prozent nach 18 Monaten post partum wieder Sex hatten.

    In Hinblick auf Dyspareunie gaben 85,7 Prozent der Frauen Schmerzen beim ersten vaginalen Sex post partum an. Dyspareunie gaben nach 3 Monaten 44,7 Prozent, nach 6 Monaten 43,4 Prozent, nach 12 Monaten 28,1 Prozent und nach 18 Monaten 23,4 Prozent der Frauen an.

    Von den Frauen, die 6 Monate nach der Geburt über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr klagten, blieb dies bei einem Drittel auch nach 18 Monaten bestehen. Frauen mit einer Notsectio, mit einer primären Sectio oder mit einer Vakuumextraktion gaben doppelt so häufig Schwierigkeiten beim Sex an wie Frauen mit einer Spontangeburt ohne nahtpflichtige Verletzung. Weitere Faktoren für eine postpartale Dyspareunie waren die präexistente Dyspareunie, häusliche Gewalt durch den Partner und die Erschöpfung der Frau.

    Eine von sechs Frauen war in den ersten zwölf Monaten post partum Gewalt durch ihrem Partner ausgesetzt. 32,7 Prozent dieser Frauen berichteten über Dyspareunie im Vergleich zu 20,7 Prozent der Frauen, die keiner häuslichen Gewalt ausgesetzt waren. Die AutorInnen der Studie weisen explizit darauf hin, dass ÄrztInnen aufmerksam sein sollten, Dyspareunie auch als möglichen Hinweis für häusliche Gewalt zu erkennen.

    Zusammenfassend waren sich die AutorInnen der Studie einig, dass es noch weiterer Forschung bedürfe, um die wirkliche Rolle von Geburten, Dammverletzungen und mütterlichen Erkrankungen zu erfassen. Auch wenn viele Frauen den ersten postpartalen Sex als schmerzhaft erlebten, wirke sich der operative Geburtsmodus doch anhaltend negativ auf das sexuelle Erleben nach 6 und nach 18 Monaten aus.

    Es ist noch nicht genügend darüber bekannt, welche Zusammenhänge zwischen geburtshilflichen Risikofaktoren und der Ausbildung einer Dyspareunie bestehen. Zukünftige Forschung sollte sich auch darauf konzentrieren, Wege zu finden, wie eine Dyspareunie vermieden werden kann. Mit dieser Studie wird die oft propagierte Meinung, dass die Sectio den "Love-Channel" schützt, konterkariert.

    (McDonald, E.A. et al.:  Dyspareunia and childbirth: a prospective cohort study. BJOG ; DOI: 10.1111/1471-0528.13263. 2015; http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1471-0528.13263/abstract;jsessionid=3BA20AED5AA1F64D2F22992781E3E8DD.f02t03/DHZ)

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 25.02.2015