Studie aus England

Besondere Hämodynamik der Plazenta entdeckt

  • Wunderorgan Plazenta: Das Volumen der Plazenta unterliegt regelmäßigen Schwankungen. Die für die Frau nicht spürbaren Kontraktionen erfolgen im Abstand von etwa zehn Minuten.

  • Die Plazenta ist nicht wie bisher angenommen ein unbewegliches Organ an der Wand des Uterus. Es kommt vielmehr zu regelmäßigen „Kontraktionen“, die von der darüber liegenden Uterusmuskulatur ausgelöst werden und die laut einer Studie den Abtransport des venösen Blutes aus der Plazenta in den Kreislauf unterstützen.

    Ein Team um Penny Gowland von der Universität Nottingham in England hat den Blutfluss in der Plazenta mit der Phasenkontrast-Angiografie (PCA), einer Variante der Magnet­resonanztomografie, genauer untersucht. Ähnlich wie bei der Doppler-Sonografie wird der Blutfluss farblich dargestellt.

    Dort ist erkennbar, wie das Blut über die Spiralarterien mit höherer Geschwindigkeit in den intervillösen Raum gespritzt wird. Im intervillösen Raum fällt die Blutflussgeschwin­digkeit deutlich ab. Gowland vermutet, dass der langsame Blutfluss eine Voraussetzung für einen effektiven Austausch ist.

    Die Untersuchungen an 34 gesunden Schwangeren und 13 Frauen mit Präeklampsie deuten darauf hin, dass die Blutflussgeschwindigkeit bei Schwangeren mit Präeklampsie stärker variiert, was den Austausch der Nährstoffe stören und die intrauterinen Wachs­tums­­störungen der Feten erklären könnte.

    Die eigentliche Überraschung der Studie war jedoch, dass das Volumen der Plazenta regelmäßigen Schwankungen unterliegt. Das Organ verkleinert sich periodisch. Die Kontraktionen erfolgen im Abstand von etwa 10 Minuten. Dabei vermindert sich das Volumen der Plazenta um bis zu 40 %. Verursacht wird dies durch die Kontraktion der darüber liegenden Uterusmuskulatur. Sie bleiben von den Schwangeren unbemerkt im Gegensatz zu den „Braxton-Hicks“-Kontraktionen oder Vorwehen, bei denen sich der gesamte Uterus kontrahiert.

    Die ForscherInnen bezeichnen die neu entdeckten Bewegungen als „utero-plazentare“ Pumpe. Ihr Zweck sei wohl, die regelmäßige Entleerung des intervillösen Raums zu unterstützen, vermutet Gowland. Es bleibt abzuwarten, ob die Befunde von anderen ForscherInnengruppen bestätigt werden können.

    Quelle: Gowland PA et al.: The haemodynamics of the human placenta in utero. Plos Biology 2020. doi: 10.1371/journal.pbio.3000676 aerzteblatt.de, 16.6.2020 DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 17.06.2020