Universität Bonn

Ergebnisse des Forschungsprojekts „Hebammenkreißsaal“

  • Die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Hebammenkreißsaal“ belegen die Sicherheit bei Geburten in hebammengeleiteten Einrichtungen.

  • Eine Geburt im Kreißsaal mit einer erfahrenen Hebamme und ohne Ärztin oder Arzt ist einer Studie zufolge sicher und verläuft im Durchschnitt schneller. Dabei kommen meist sogar weniger Schmerzmittel zum Einsatz. Diese Ergebnisse zum Forschungsprojekt „Hebammenkreißsaal“ der Universität Bonn stellte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) Ende August in Düsseldorf vor.

    Für die vom Land NRW mit rund 380.000 Euro geförderte Studie waren alle 612 hebammengeleiteten Geburten am Universitätsklinikum Bonn aus den Jahren 2010 bis 2017 analysiert worden. Die Uniklinik Bonn sei die erste Uniklinik Deutschlands, die das Modell vor elf Jahren eingeführt habe, berichtete Laumann. Das Angebot richte sich an gesunde Schwangere mit unauffälligem Schwangerschaftsverlauf, die eine unkomplizierte Geburt erwarten könnten.

    Die Studie belegt laut Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG): Bei Gebärenden, die aus einem allein hebammengeführten Kreißsaal doch noch in ärztliche Obhut müssen, kommt es bei Neugeborenen oder ihren Müttern nicht häufiger zu Komplikationen als in allen anderen Fällen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe seien seltener operative Eingriffe vorgenommen worden - auch weniger Dammschnitte und Periduralanästhesien.

    Die praktische Erklärung der Wissenschaftlerin Waltraut Merz, Privatdozentin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Universität Bonn: Hebammen geben der Frau bei einer normalen Geburt mehr Zeit. Eine hinzugerufene Ärztin oder Arzt hingegen sei eher darauf eingestellt, zu intervenieren, sagte Merz. Eine weitere Beobachtung der Expertin: Auch im Hebammenkreißsaal entscheide sich rund die Hälfte der Gebärenden für eine PDA. „Die Frauen wollen das Beste aus beiden Welten: Sowohl die Super-Betreuung, als auch eine extrem effektive Methode der Schmerzbekämpfung“, berichtete Merz.

    Laumann warb dafür, das Modell viel großflächiger anzubieten, um Frauen bei ihrem Wunsch nach einer interventionsarmen Geburt aus eigener Kraft zu unterstützen. Nach Angaben des LZG werden bislang nur 23 solcher Angebote bundesweit vorgehalten (Stand: 2019). In NRW hätten neun Kliniken das Modell eingeführt. Hebammenkreißsäle gibt es in Bad Oeynhausen, Bonn, Düsseldorf, Gütersloh, Herdecke, Köln, Oberhausen, Paderborn und Velbert. 2017 hätten weniger als fünf Prozent aller 153 Kliniken mit Geburtshilfe in NRW das Konzept angeboten, obwohl es für alle geeignet sei, stellte das LZG fest.

    Quelle: dpa, 24.8.2020 DHZ

    Rubrik: Beruf und Praxis

    Erscheinungsdatum: 25.08.2020