Retrospektive Kohortenstudie aus England

Freie Wahl für die Wassergeburt bei physiologischem Geburtsverlauf

  • Im Vergleich zu Landgeburten wurden bei einer Geburt im Wasser weniger Neugeborene auf eine Neugeborenenintensivstation aufgenommen. Und die Frauen hatten ein geringeres Risiko für eine postpartale Blutung.

  • Die Wassergeburt bietet Gebärenden bei physiologischen Geburtsverläufen verschiedene Vorteile: Die Wärme des Wassers wirkt schmerzlindernd und Gebärende empfinden das Gebären im Wasser häufig als selbstbestimmt.

    In England ist die Wassergeburt für Gebärende mit einem physiologischen Geburtsverlauf häufig verfügbar. Gleichzeitig wird die Sicherheit einer Wassergeburt in verschiedenen Studien kontrovers diskutiert. Um die Datenlage für England hinsichtlich der Sicherheit einer Wassergeburt zu evaluieren, wurde dort eine retrospektive Kohortenstudie durchgeführt.

    Evaluiert wurden die Perinataldaten aus England aus drei elektronischen Datensätzen. Die Studienkohorte umfasste alle Gebärenden ohne Risikofaktoren, die zwischen 2015 und 2016 geboren hatten. Evaluiert wurde das Risiko einer postpartalen Blutung über 1.500 ml, geburtshilfliche Verletzungen des Analsphinkters, ein Apgar-Score unter 7 sowie die Aufnahme des Neugeborenen auf der Neugeborenenintensivstation.

    Eingeschlossen wurden 46.088 spontane Vaginalgeburten mit niedrigem und mittlerem Risiko. Davon fanden 6.264 Geburten im Wasser statt. In der Altersgruppe der 35- bis 39-jährigen Gebärenden fanden Wassergeburten häufiger als in der Vergleichsgruppe statt. Bei Gebärenden der Altersgruppe unter 25 Jahren fanden Wassergeburten seltener als in der Vergleichsgruppe statt. Insgesamt wurden Wassergeburten weniger von Mehrgebärenden und adipösen Gebärenden gewählt.

    Die Auswertung der Daten zeigte keine relevanten Nachteile für Mutter und Kind in Zusammenhang mit einer Wassergeburt auf. So wurde kein Zusammenhang zwischen einer Wassergeburt und einem niedrigen Apgar festgestellt. Im Vergleich zu Landgeburten wurden jedoch weniger Neugeborene auf eine Neugeborenenintensivstation aufgenommen. Aus mütterlicher Sicht zeigte sich kein Unterschied in Bezug auf die Häufigkeit einer Verletzung des Analsphinkters. Jedoch ging die Wassergeburt mit einem geringeren Risiko einer postpartalen Blutung einher.

    Die AutorInnen schlussfolgern, dass diese groß angelegten Kohortenstudie weder für die Mutter noch das Neugeborene relevante Nebenwirkungen einer Wassergeburt aufzeigt. Sie empfehlen, die Wassergeburt allen Gebärenden mit physiologischen Geburtsverläufen zur Verfügung zu stellen.

    Quelle: Aughey H et al.: Waterbirth: a national retrospective cohort study of factors associated with its use among women in England. BMC Pregnancy Childbirth 2021. 21, 256. DOI:10.1186/s12884-021-03724-6 ∙ DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 02.06.2021