Prospektive Kohortenstudie

Frühe Fehlgeburt häufig assoziiert mit PTBS oder Depression

  • Der Verlust eines Kindes belastet viele Frauen auch dann nachhaltig, wenn er in der frühen Schwangerschaft erfolgt.

  • Nur etwa die Hälfte aller Schwangerschaften endet mit der Geburt eines lebenden Kindes. Die meisten Verluste treten in den ersten vier bis fünf Wochen auf, wenn die meisten Frauen noch nicht ahnen, dass sie schwanger sind. Bis zur zwölften Woche sprechen GynäkologInnen von einem frühen Abort.

    Das verhindert allerdings nicht, dass viele Frauen nicht unter der Fehlgeburt leiden. Ein Team um Tom Bourne vom Imperial College London hat 737 Frauen interviewt, die ihr Kind in den ersten zwölf Wochen verloren hatten. Darunter waren 537 Fehlgeburten und 116 Frauen, bei denen eine extrauterine Schwangerschaft beendet werden musste.

    Die Interviews fanden einen, drei und neun Monate nach dem Verlust der Schwangerschaft statt. Zum Einsatz kamen die „Hospital Anxiety and Depression Scale“ und die „Post-traumatic stress Diagnostic Scale“. Die beiden Fragebögen werden zum Screening von Angstzuständen beziehungsweise Depressionen und von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) benutzt.

    Einen Monat nach dem Verlust der Schwangerschaft erfüllten 29 % der Frauen die Kriterien einer PTBS, bei 24 % wurden Hinweise auf eine Angststörung und bei 11 % Anzeichen einer Depression gefunden. Die meisten Frauen erholten sich in den kommenden Monaten. Doch auch neun Monate nach der Fehlgeburt gaben 18 % noch Symptome einer PTBS an, 17 % litten unter Ängsten und 6 % möglicherweise noch unter einer Depression.

    Wie zur erwarten, war die Belastung nach einer ektopischen Schwangerschaft am höchsten: Neun Monate danach fiel der PTBS-Test bei 21 % positiv aus. Ängste wurden bei 23 % und eine mögliche Depression bei 11 % gefunden. Die entsprechenden Häufigkeiten nach einer spontanen Fehlgeburt betrugen 17 % (PTBS), 17 % (Ängste) und 5 % (Depressivität).

    Die AutorInnen weisen darauf hin, dass die Fragebögen nur einen ersten Hinweis auf die Störungen liefern. Zur Diagnose ist in der Regel eine genauere ärztliche Diagnose erforderlich. Dennoch sei die Inzidenz der Störungen beachtlich. Ein möglicher Grund könnte sein, dass die Frauen ihre Schwangerschaft in den ersten zwölf Wochen für sich behalten. Wenn es dann zum Verlust kommt, würden häufig geeignete Ansprechpartner in Familie und Freundeskreis fehlen.

    Farren J et al.: Posttraumatic stress, anxiety and depression following miscarriage and ectopic pregnancy: a multicenter, prospective, cohort study. American Journal of Obstetrics and Gynecology 2020. doi.org/10.1016/j.ajog.2019.10.102aerzteblatt.de, 16.1.2020 DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 05.02.2020