Qualitative Studie aus Norwegen

Frühgeburt nach Präeklampsie – im Wechselbad der Gefühle

  • Beide Elternteile machen nach der zu frühen Geburt ihres Kindes nach Präeklampsie existenzielle Erfahrungen – zum Teil miteinander verwoben und zum Teil gegensätzlich.

  • Eine Präeklampsie kann zur Frühgeburt des Kindes führen und schwere Komplikationen verursachen. Kommt es zur Frühgeburt werden Mütter mit der komplexen Situation der eigenen gesundheitlichen Probleme und mit den Herausforderungen im Umgang mit der Frühgeburt konfrontiert. Diese Probleme können auch unerwartet auftreten. In einer norwegischen Studie wurde nun untersucht, welche Erfahrungen Mütter und Väter nach dem Erleben einer Frühgeburt aufgrund einer schweren mütterlichen Prä-Eklampsie machen.

    Durchgeführt wurde eine qualitative Studie, in der die Lebensrealität von Müttern und Vätern untersucht wurde. Eingeschlossen wurden neun norwegisch sprechende Mütter und sechs Väter, deren Kind vor der 34. Schwangerschaftswoche geboren wurde und überlebte. Ausgeschlossen wurden Frauen mit chronischen Erkrankungen. Pro Teilnehmer:in wurden zwei Interviews durchgeführt.

    In den zeitnahen Interviews nach der Geburt teilten die Teilnehmer:innen mit, dass sie lebensbedrohliche Erfahrungen gemacht hatten. Diese Erfahrungen umfassten Ängste, ihr Kind, das eigene Leben oder aus Sicht des Vaters das Leben der Partnerin zu verlieren. Mütter berichteten, dass sie ein Wechselbad der Gefühle erlebten. Dies umfasste Freude über die Schwangerschaft und Vorfreude auf die Geburt. Es beinhaltete aber auch spannungsgeladene Gefühle in Zusammenhang mit der Präeklampsie bezüglich der eigenen, schweren Erkrankung. In den Folgeinterviews wurden die Erfahrungen im Umgang mit dem frühgeborenen Kind eingeordnet. Diese Reflexionen umfassten Freude, dass das Kind lebt, gleichzeitig Gefühle in Zusammenhang mit den Herausforderungen aufgrund der Frühgeburtlichkeit des Kindes.

    Mütter und Väter machten unterschiedliche Erfahrungen zu verschiedenen Zeitpunkten: Frauen berichteten, dass sie unter der räumlichen Trennung zum Kind litten, weil dies auf der Intensivstation versorgt wurde. Sie erlebten, dass der Übergang zur Mutterschaft dadurch gestärkt wurde, dass sie selbst fähig wurden, ihr Kind zu versorgen. Väter berichteten, dass der Beginn ihrer Vaterschaft mit Sorgen um die Mutter und das Kind begann. Dies führte zur Reflexion existenzieller Fragen, wobei nicht alle Väter die Situation als lebensbedrohlich erlebten. Einige Väter erlebten sich als Versbindungspersonen zwischen der Mutter, dem frühgeborenen Kind und eventuell weiteren Geschwisterkindern. Diese Erfahrungen wurden als existenzielle Herausforderungen und Erfahrungen beschrieben.

    Die Autorin der Studie schlussfolgert aus ihren Interviews, dass Mütter und Väter eine Frühgeburt nach einer Präeklampsie ganz unterschiedlich erleben. Beide Elternteile machen existenzielle Erfahrungen. Diese sind zum Teil miteinander verwoben und zum Teil gegensätzlich. Die Erfahrungen können elementare Gegensätze des menschlichen Lebens umfassen und Gefühle zu Leben und Tod widerspiegeln.

    Quelle: Værland IE: Existential challenges due to severe pre-eclampsia when becoming parents. Midwifery 2021. https://doi.org/10.1016/j.midw.2021.102967 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 14.09.2021