Beobachtungsstudie aus Skandinavien

Frühgeburt und hohes Geburtsgewicht mit höherem Risiko für Vorhofflimmern?

  • Frühgeburt und LGA könnten Faktoren sein, die für ein höheres Risiko für Vorhofflimmern sprechen.

  • Kinder, die zu früh geboren wurden oder bei der Geburt zu schwer waren (»Large for Gestational Age«, LGA), hatten in einer bevölkerungsbasierten Studie aus drei skandinavischen Ländern ein erhöhtes Risiko im jüngeren Lebensalter an einem Vorhofflimmern zu erkranken. Die Ergebnisse wurden in JAMA Pediatrics publiziert.

    Obwohl das Vorhofflimmern zumeist im höheren Lebensalter auftritt, können auch jüngere Menschen erkran­ken. Die Inzidenz bei Kindern und jungen Erwachsenen ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen und wird der­zeit auf 0,12 % bis 0,16 % geschätzt.

    Die Gründe für die Zunahme sind unklar. Fen Yang und Kolleg:innen vom Karolinska Institut in Stockholm vermuten eine Ursache vor der Geburt. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Frühgeborene, aber auch Kinder mit LGA im späteren Leben anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind.

    Die Epidemiolog:innen haben den Zusammenhang mit dem Vorhofflimmern in drei Kohorten aus Dänemark, Schweden und Finnland untersucht. In allen drei Ländern lassen sich die Angaben zum Geburtstermin und dem Geburtsgewicht leicht mit den späteren Diagnosen am Vorhofflimmern in Beziehung setzen, die von den Patientenregistern der ambulanten und stationären Versorgung registriert werden.

    Die Gesamtkohorte umfasste etwa 8 Millionen Personen im Alter von bis zu 49 Jahren. In 174,4 Millionen Personen­jahren wurde bei 11.464 Teilnehmer:innen ein Vorhofflimmern diagnostiziert, was einer Häufigkeit von 0,14 % ent­spricht. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose war 29,3 Jahre.

     

    SGA und LGA mit höherem Risiko

     

    Yang ermittelte, dass Kinder, die vor der 37. Woche geboren wurden, später zu 30 % häufiger an einem Vorhof­flimmern erkrankten. Die multivariate Hazard Ratio von 1,30 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,18 bis 1,42 signifikant. Noch deutlicher war der Zusammenhang mit einem hohen Geburtsgewicht (LGA). Kinder, die über der 90. Perzentile lagen, hatten ein um 55 % erhöhtes Risiko auf ein Vorhofflimmern (Hazard Ratio 1,55; 1,46-1,63).

    Kinder mit beiden Risikofaktoren, also Frühgeburt und LGA, erkranken sogar zu 71 % häufiger an einem Vorhofflimmern (Hazard Ratio 1,71; 1,40-2,09). Eine Analyse, die auf Geschwister beschränkt war, bestätigte die Zahlen.

    Für Kinder, die bei der Geburt zu leicht waren (»Small for Gestational Age«, SGA), wurde ebenfalls ein leicht erhöhtes Risiko gefunden, das allerdings auf die ersten 18 Lebensjahre beschränkt war. In dieser Zeit waren auch die Risiken für Frühgeborene und LGA-Kinder am höchsten. Im Erwachsenenleben nahmen die Hazard Ratios kontinuierlich ab.

     

    Genetische Faktoren verantwortlich?

     

    Die Beobachtungsstudie kann keine Kausalität herstellen. Es könnte gemeinsame genetische Faktoren geben, die sowohl zur Frühgeburt und/oder LGA führen, als auch die Anfälligkeit für ein Vorhofflimmern erhöhen.

    Denkbar ist auch, dass Frühgeburt und/oder LGA nach der Geburt zu Gesundheitsstörungen führen, etwa einer Adipositas, die dann für das frühe Auftreten des Vorhofflimmerns verantwortlich sind. Dagegen spricht, dass das Risiko mit zunehmendem Lebensalter abnahm, während die meisten Gesundheitsstörungen wie Gewichts­probleme eher häufiger werden.

    Quelle: Yang, F., Janszky, I., Gissler, M., Cnattingius, S., Roos, N., Miao, M., Yuan, W., Li, J., & László, K. D. (2023). Preterm Birth, Small for Gestational Age, and Large for Gestational Age and the Risk of Atrial Fibrillation Up to Middle Age. JAMA pediatrics, e230083. https://doi.org/10.1001/jamapediatrics.2023.0083 ∙ aerzteblatt.de, 25.4.2023 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 27.04.2023