Deutsches Krankenhausinsitut

Geburtshilfe ist für zwei Drittel der Kliniken ein Minusgeschäft

  • 65 % der Krankenhäuser hatten im Jahr 2020 in der Geburtshilfe niedrigere Erlöse als Kosten.

  • 48 % der deutschen Krankenhäuser mit einer geburtshilflichen Abteilung haben Prob­leme, offene Stellen im Bereich der fest angestellten Hebammen zu besetzen. 2014 waren es noch 20 %. Das geht aus dem Krankenhaus-Barometer 2020 des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor, an dem sich zwischen Ende Juni und Ende August des vergangenen Jahres 438 Akutkrankenhäuser mit mehr als 100 Betten beteiligt haben.

    »Nach Bettengrößenklassen gibt es bei der Stellenbesetzung eindeutige Unterschiede zwischen dem ärztlichen Dienst und nicht-ärztlichen Berufen«, schreibt das DKI. »Kleine Krankenhäuser (zwischen 100 und 299 Betten) haben mehr Probleme als größere Einrichtungen, Arztstellen im Gebiet Frauenheil­kun­de und Geburtshilfe zu besetzen.« Bei Pflegekräften und Hebammen zeige sich der Trend genau umge­kehrt: Hier hätten insbesondere die großen Kliniken ab 600 Betten deutlich mehr Stellen­besetzungs­prob­leme.

    Beleghebammen arbeiten in 38 % der geburtshilflichen Abteilungen. 2018 waren es noch 44 %. »Der entsprechende Anteil der geburtshilflichen Abteilungen mit Beleghebammen unterscheidet sich stark je nach Größe der Krankenhäuser«, erklärt das DKI. »So sind in 51 % der Krankenhäuser mit bis zu 299 Betten Beleghebammen tätig, während in den großen Einrichtungen ab 600 Betten nur noch gut jede vierte Geburtsabteilung Beleghebammen hat.«

    Jede dritte Einrichtung, die zurzeit schon Beleghebammen beschäftigt, ist auf der Suche nach weiteren freiberuflichen Hebammen. Fast alle geburtshilflichen Abteilungen, die nach Beleghebammen suchen, haben jedoch Probleme, diese zu finden. Im Mittel werden 2,2 Beleghebammen je geburts­hilflicher Abteilung gesucht. »Rechnet man die Zahl der gesuchten Beleghebammen auf alle geburts­hilflichen Abteilungen hoch, so werden 144 Beleghebammen deutschlandweit gesucht«, heißt es im Krankenhaus-Barometer. 65 % der Krankenhäuser, die sich an der Umfrage beteiligt haben, gaben an, dass im Jahr 2020 die Erlöse in der Geburtshilfe niedriger waren als die Kosten. 2017 lag diese Zahl noch bei 57 %. Fünf Prozent der teilnehmenden Krankenhäuser mussten im Jahr 2020 ihre geburtshilfliche Abteilung temporär schließen.

    Im Bericht ging es auch um andere geburtshilfliche Abteilungen in der Nähe des eigenen Kranken­hauses. Dabei gaben 30 % der Häuser an, dass sich im Umkreis von 20 Kilometern keine weitere geburts­hilfliche Abteilung befindet. Bei gut einem Drittel der Häuser gab es in diesem Radius zwei bis vier ent­sprech­ende Abteilungen. Jedes fünfte Krankenhaus hatte in seiner Nähe mehr als vier Geburtshilfe-Abteilungen. Die Krankenhäuser wurden auch nach den möglichen Gründen für eine Schließung von Geburtshilfen gefragt. 88 % nannten die wirtschaftliche Lage der Geburtshilfe, 80 % nannten die fehlenden Hebammen und 70 % eine zu geringe Zahl von Geburten.

    Quelle: aerzteblatt.de, 12.1.2021 DHZ

    Rubrik: Politik & Gesellschaft

    Erscheinungsdatum: 15.01.2021