Gefährliche Geburtskomplikationen
Die Verstümmelung weiblicher Genitalien, die vor allem in Teilen Afrikas weit verbreitet ist, kann zu Schwangerschaftskomplikationen führen sowie Gesundheit und Leben des neugeborenen Kindes gefährden. Darauf machten Mediziner:innen aus Afrika auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) in Berlin aufmerksam.
Weltweit sind nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation in 30 Ländern mehr als 230 Millionen Frauen und Mädchen von einer weiblichen Genitalverstümmelung betroffen. Verbreitet ist die Praxis vor allem südlich der Sahara sowie in einigen arabischen Ländern. In Deutschland leben nach Schätzungen von Terre des Femmes 104.000 Betroffene.
Bei der Geburt kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn die Narben, die die Beschneidung hinterlässt, die notwendige Dehnung der Vagina behindern. Am Maternité Hôpital National Ignace Deen in Conakry, der Hauptstadt Guineas in Westafrika, komme es unter der Geburt 2,5-mal häufiger zu Weichteilrissen (relatives Risiko RR 2,5; 95-%-Konfidenzintervall 1,9-8,7) und es werde 3-mal häufiger ein Dammschnitt notwendig (RR 3,0; 1,8-7,1). Postpartale Blutungen seien ebenfalls signifikant häufiger (RR 2,0; 1,6-6,9).
Die Frauen benötigten 3-mal häufiger eine instrumentelle Unterstützung durch Zange oder Saugglocke (RR 3,2; 2,1-5,0). Ein Kaiserschnitt werde etwa 2-mal häufiger durchgeführt (RR 2,1; 1,5-3,1).
Die Prognose der Neugeborenen ist den Erfahrungen der Klinik zufolge gekennzeichnet durch ein akkumuliertes Risiko fetaler und akuter Asphyxie (RR 4,8: 1,3-7,4) und einem schlechten Apgar-Score in der ersten Minute (RR 1,7; 1,3-2,8], p = 0,00). Es komme häufiger zur Reanimationen des Neugeborenen (RR 1,8; 1,4-3,3) und die neonatale Mortalität sei ebenfalls erhöht (RR 2,8; 1,5-8,5).
Quelle: Diallo, M. H.; Diallo, A.; Baldé, I. S.; Sy, T. (2024). Impact of female genital mutilation on the progress of childbirth and the maternal and fetal prognosis at the maternity of the Ignace Deen National Hospital in Conakry, Guinea. Geburtshilfe und Frauenheilkunde 2024; 84(10): 108 – 109. Abstracts DGGG. DOI: 10.1055/s-0044-1790671 · aerzteblatt.de, 22.10.2024/DHZ