Sichelzellkrankheit

Genmanipulierte Stammzellen als Therapie

Die Sichelzellanämie kann durch eine Stammzelltransplantation geheilt werden, doch die Suche nach einem passenden Spender oder einer Spenderin bleibt häufig erfolglos. Eine Alternative könnte in Zukunft eine autologe Stammzelltransplantation sein, bei der die Stammzellen des Patienten oder der Patientin durch eine Gentherapie verändert werden.

Die Gentherapie, die ein Team um David Williams vom Boston Children’s Hospital derzeit in einer ersten klinischen Studie erprobt, erfolgt außerhalb des Körpers.

Im ersten Schritt werden Stammzellen aus dem Blut der Patienten „gefischt“. Diese Stammzellen werden dann im Labor mit einem Lentivirus infiziert. Das Virus transportiert eine sogenannte „small hairpin RNA“ (shRNA) in die Stammzellen. Die shRNA verhindert mittels RNA-Interferenz, dass das BCL11A-Protein gebildet wird (dieses ist dafür verantwortlich, dass nach der Geburt die Produktion des fetalen Hämoglobins gestoppt wird). Dies hat zur Folge, dass die Stammzellen wieder fetales Hämoglobin produzieren.

Die genmanipulierten Stammzellen werden in Zellkulturen vermehrt und dem Patienten oder der Patientin als Infusion verabreicht. Vorher wird mit Zytostatika das Knochenmark zerstört. Die so veränderten Stammzellen bilden ein neues Knochenmark, das jetzt nur noch Erythrozyten mit fetalem Hämoglobin produziert.

Die Behandlung der ersten drei PatientInnen liegt inzwischen 9, 10 und 18 Monate zurück. Die jungen PatientInnen im Alter von 21 bis 26 Jahren haben sich von der Stammzelltherapie erholt. Zwei der drei benötigen keine Bluttransfusionen mehr. Nach Einschätzung von Williams könnte dies auch in Zukunft so bleiben. Der Anteil der Erythrozyten mit fetalem Hämoglobin liege bei 70 %.

Hinweis: In Ausgabe 1/2020 ist ein Artikel zur Sichelzellkrankheit im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft zu lesen.

Quelle: aerzteblatt.de, 12.12.2019 DHZ

Rubrik: Medizin & Wissenschaft

Erscheinungsdatum: 16.12.2019