Retrospektive Studie zu Zwillingsgeburten

Geschlecht und Position entscheidend?

  • Für den Ausgang von Zwillingsgeburten ist nicht nur das Geschlecht der beiden Zwillinge, sondern auch die Position in der Reihenfolge der Geburten entscheidend, wie eine Studie aus Israel demonstriert.

  • Handelt es sich darum, möglichst unbeschadet zur Welt zu kommen, werden Mädchen von der Natur gegenüber Jungen bevorzugt. Den mit der Perinatalperiode verbundenen Risiken sind sie weniger stark ausgesetzt, was seine Ursache in den Genen und der Proteinexpression der fetoplazentaren Einheit haben soll. Das wiederum wirkt sich auf die Varianz in der Anpassung des Feten auf die verschiedenen Stressoren während der Schwangerschaft aus.

    Nicht nur das Geschlecht, auch die für Zwillingsgeburten relevante intrauterine Position und damit die Reihenfolge des Geborenwerdens spielen für die perinatale Chancenverteilung eine Rolle. Das Leben bestraft hier eher die später Geborenen, während die Erstgeborenen einige Vorteile genießen. Was sich daraus ergibt, wenn man Geschlecht und Position von Zwillingen gemeinsam betrachtet, hat ein Team um Or Eliner vom Meir Medical Center in Kfar Saba, das zur Universität Tel Aviv gehört, im Zuge einer retrospektiven Studie untersucht.

    Daten von 1.073 Zwillingsgeburten flossen in die Analyse ein. In 288 wurden zwei Jungen, in ebenfalls 288 zwei Mädchen und in 497 ein Mädchen und ein Junge geboren. Im kombinierten Endpunkt perinataler Komplikationen (dazu zählten Hypoglykämie, Sepsis, Atemstörung, Bluttransfusionen, zerebrale Blutungen, hypoxisch-ischämische Enzephalopathie und Krampfanfälle) ergaben sich Unterschiede je nach Geschlecht und Position. Betroffen waren 10,1 % der Zwillingsgeburten, wenn beide Kinder männlich waren; bei 8,2 % lag die Rate, wenn das erste Kind ein Junge und das zweite ein Mädchen war; bei 7,8 %, wenn erst ein Mädchen und danach ein Junge geboren wurde; und bei 3,5 %, wenn beide Kinder Mädchen waren. Eine signifikante Differenz ergab sich, wenn das erste Kind ein Mädchen war: Kam als zweites ebenfalls ein Mädchen zur Welt, gab es weniger Komplikation als bei einem Jungen.

    »Festzuhalten ist, dass Zwillingschwangerschaften mit männlichen Feten riskanter sind als solche mit weiblichen, und zwar unabhängig von der Position des Jungen«, resümieren Eliner und Team ihre Ergebnisse. Die Anwesenheit eines männlichen Ko-Zwillings beeinflusse das Komplikationsrisiko der Schwester negativ. Eliner und Mitarbeiter raten daher, das fetale Geschlecht in der Betreuung von Schwangerschaft und Geburt gut zu berücksichtigen.

    Quelle: Eliner, O., Schreiber, H., Cohen, G., Biron-Shental, T., & Kovo, M. (2024). The impact of fetal sex on pregnancy and neonatal outcomes in twin gestation. Archives of gynecology and obstetrics, 10.1007/s00404-024-07577-0. https://doi.org/10.1007/s00404-024-07577-0 ∙ springer.de, 2.7.2024 ∙ dhz

     

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 04.07.2024