Roses Revolution

Gewalt in der Geburtshilfe erschreckend aktuell

Weltweit legen Frauen auch in diesem Jahr am 25. November rosafarbene Rosen vor die Kreißsaaltüren, hinter denen ihnen Gewalt angetan wurde. Wer mag, schreibt einige erklärende Zeilen dazu und macht ein Foto, welches über soziale Netzwerke verbreitet wird und die Aktion dokumentiert. Zusätzlich werden anonym Geburtsberichte veröffentlicht. In Deutschland wird die Kampagne ehrenamtlich von einem Team aus vier Frauen mit ganz unterschiedlichen Geburtserfahrungen betreut.

Im vierten Jahr der Protestaktion sagt Mascha Grieschat, Koordinatorin der Roses Revolution Deutschland: „Wir haben viel erreicht, aber es bleibt noch mehr zu tun! Zwar sind immer mehr Frauen bereit, von negativen Erfahrungen zu berichten und Übergriffe öffentlich anzuklagen, doch das Bewusstsein, dass Patientenrechte auch während Schwangerschaft und Geburt gelten, wächst nur langsam.“ Obwohl die WHO seit zwei Jahren explizit dazu auffordere, „Misshandlungen in geburtshilflichen Einrichtungen“ konsequent zu vermeiden, passierte politisch nichts, um Frauen und Kinder vor physischer und psychischer Gewalt zu schützen. Auch in Deutschland werden beispielsweise medizinische Routine-Eingriffe, die wissenschaftlich seit Jahren widerlegt sind, täglich in Kliniken ohne Aufklärung und Einwilligung durchgeführt. Häufig ist Gewalt auch strukturell bedingt. Eine personell unterbesetze Geburtshilfe schadet Müttern und Kindern. Nach einer unmenschlichen Begleitung ins Leben und auf dem Weg zum Mutterwerden fehle es an niedrigschwelligen, kostenfreien Hilfeangeboten sowie an Akzeptanz dafür, dass es diese Gewaltform gibt, so Grieschat.

Seit 2014 schreibt die Initiative für gerechte Geburtshilfe das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) regelmäßig an, um Antworten und Unterstützung für die Roses Revolution zu fordern. Doch auf einen differenzierten Fragenkatalog unter anderem zu konkreten Lösungsansätzen, um Gewalt in der Geburtshilfe zu verhindern und besser zu erforschen, antwortete das BMG – wenn überhaupt – nur ausweichend. Nach dem Vorbild anderer Länder plant das RosRev-Team daher, eine Meldestelle für Gewalt im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt einzurichten. Diese soll Vorfälle sowie das Ausmaß der Gewalt erfassen und dokumentieren.

Erste Erfolge der Roses Revolution wurden bereits erzielt. Seit dem letzten Aktionsjahr sind Veränderungen im öffentlichen Diskurs spürbar. 2016 sprachen und sprechen Mascha Grieschat und Dr. Katharina Hartmann als Vertreterinnen der Roses Revolution bei mehreren Kongressen und Veranstaltungen.

(Gerechte Geburt, 12.10.2016)

Rubrik: Geburt

Erscheinungsdatum: 17.10.2016