Kinder nach assistierter Reproduktion

Höheres Risiko für arterielle Hypertonie

  • Jugendliche, die mittels assistierter Reproduktionsverfahren gezeugt wurden, neigen zu höherem Blutdruck.

  • Seit 1978 sind Millionen von Kindern weltweit mit Hilfe von assistierten Befruchtungen (IVF und ICSI) geboren worden. In den USA machen sie jährlich 1,7 % aller Geburten aus. Die AutorInnen dieser Schweizer Studie untersuchten den Kreislauf von 54 gesunden Jugendlichen (16 Jahre), die mittels IVF oder ICSI gezeugt wurden. Sie maßen den Blutdruck, Gefäßverkalkungen, die Funktion der Blutgefäße und die arterielle Flexibilität. Sie erhoben außerdem den Body Mass Index, das Geburtsgewicht, die Schwangerschaftswoche zum Zeitunkt der Geburt, den BMI der Mutter, Rauchstatus und erstellten ein cardiovasculäres Risikoprofil. Als Kontrollgruppe wurden 43 Jugendliche gleichen Geschlechts und Alters untersucht.

    Bei einer 24-Stunden-Blutdruckmessung entdeckten die Forscher, dass die Jugendlichen nach IVF und ICSI einen höheren systolischen wie auch diastolischen Blutdruck hatten als die Kontrollgruppe (119/71 versus 115/69). Wichtiger jedoch als dieser kleine Unterschied war, dass sich in der Gruppe der Jugendlichen nach IVF und ICSI drei Jugendliche befanden, die einen Blutdruck > als 130/80 aufwiesen, der gemäß der neuen amerikanischen Leitlinien schon als Hypertonus eingestuft wird. In der Kontrollgruppe fand sich nur ein Jugendlicher (3:54 versus 1:43). Fünf Jahre früher zeigte sich dieser Unterschied im Blutdruck zwischen diesen beiden Gruppen noch nicht.

    Emrush Rexhaj, Chef der inneren Abteilung des Inselspitals in Bern, ist überrascht: "Es zeigen sich zunehmend Beweise dafür, dass die Blutgefäße dieser Kinder anders gebaut sind. Wir wissen aber noch nicht, welche langfristigen Konsequenzen das haben wird. Wir wissen nur, dass Kinder nach künstlicher Befruchtung ein sechsmal höheres Risiko haben, eine Hypertonie zu entwickeln als die Kinder, deren Schwangerschaften natürlich empfangen wurden.

    Mitautor Larry A. Weinrauch, Kardiologe am Mount Auburn Hospital in Cambridge, Massachusetts, vermutet, dass diese Studie die wirklichen Ergebnisse noch weit unterschätzt. Jugendliche mit Zwillingsgeschwistern, nach Eklampsie, chronischen Hypertonien und Diabetes der schwangeren Mütter, sowie Frühgeborene und hypotrophe Kinder wurden aus dieser Studie nämlich im Vorfeld ausgeschlossen.

    Quellen: Rexhaj E: Children born through IVF may have higher risk of hypertension. Journal of the American College of Cardiology 2018. September 14

    Meister TA, Stefano F, Rimoldi SF et al.: Association of Assisted Reproductive Technologies With Arterial Hypertension During Adolescence 2018. 72(11) https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0735109718354809?via%3Dihub  DHZ

     

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 26.09.2018