Universität zu Lübeck/Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Interprofessionelles Stufenkonzept zur risikoadaptierten Schwangerenbetreuung

Unter dem Titel „Geburtsmedizin und Geburtshilfe Hand in Hand“ erproben die Universität zu Lübeck und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, ein interprofessionelles Stufenkonzept zur risikoadaptierten Schwangerenbetreuung. Für ihr Projekt „NesT – Natürlich, evidenzbasiert und sicher im Team“ erhielten der Fachbereich Hebammenwissenschaft am Institut für Gesundheitswissenschaften und die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe die Förderzusage des schleswig-holsteinischen Gesundheitsministeriums. Das Ministerium fördert das Projekt ab 1. April 2020 bis 31. März 2023 mit einer Summe von gut 446.000 Euro.

Projektverantwortliche sind Prof. Dr. Christiane Schwarz, Professur für Hebammenwissenschaft, sowie Klinikdirektor Prof. Dr. Achim Rody und Dr. Verena Boßung aus der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Für die Hebammenstudentinnen der Universität zu Lübeck besteht im Rahmen des neuen Versorgungskonzepts die Möglichkeit, begleitende Forschung, Lehre, und praktische interprofessionelle Ausbildung miteinander zu verzahnen.

Das Projekt „NesT – Natürlich, evidenzbasiert und sicher im Team“ bietet einen Lösungsweg für die aktuellen Strukturprobleme in der geburtshilflichen Versorgung in (Nord-)Deutschland. Basis ist die Unterteilung der bestehenden universitären geburtshilflichen Abteilung am Universitätsklinikum in Lübeck in einen „Bereich Geburtsmedizin“, der dem jetzigen Versorgungskonzept entspricht, und einen hebammengeleiteten „Bereich Geburtshilfe“. In räumlicher Abgrenzung von der Geburtsmedizin entsteht ein personell und organisatorisch autonomer geburtshilflicher Bereich.

Die Universität profitiert von der engen Kooperation zwischen Geburtshilfe und Geburtsmedizin. Diese hat auch Vorteile in der gemeinsamen Ausbildung sowohl von Hebammen als auch von ÄrztInnen, die Seite an Seite Physiologie und Pathologie von Schwangerschaft und Geburt erlernen können. Zudem erfolgt eine wissenschaftliche Begleitung dieser in Deutschland einzigartigen Versorgungsform, welche ein wegweisendes Konzept für andere Regionen Deutschlands sein kann.

Mit seinem Pilotcharakter kann das Projekt als Leuchtturm für andere Zentren in Deutschland dienen. Hebammengeleitete Einrichtungen können die Grundversorgung von risikoarmen Schwangeren übernehmen. Eingebettet in eine große Universitätsklinik existiert bei diesem Modell ein Sicherheitsnetz durch die vorhandene Infrastruktur für unvorhergesehene Notfälle. So könnte eine individuelle und interventionsarme Geburtshilfe in einer zentralisierten Krankenhauslandschaft realisiert werden.

Quelle: Universität zu Lübeck, 7.4.2020

Rubrik: Aus- und Weiterbildung

Erscheinungsdatum: 09.04.2020