Beurteilung der Zervix-Steifigkeit

Ist die Aspirationstechnik der Palpation überlegen?

Die Beurteilung der Zervix-Steifigkeit spielt in der Geburtshilfe eine große Rolle, um beispielsweise das Risiko für eine Frühgeburt einzuschätzen. Sie erfolgt normalerweise palpatorisch und ist durch die Erfahrung der untersuchenden Person geprägt. In einer Studie wurde untersucht, wie das Hilfsmittel des Pregnolia-Systems dazu beitragen kann, die Zervix-Steifigkeit zu ermitteln. Dieses kann im Rahmen einer Spekulumeinstellung verwendet werden. Dabei handelt es sich um ein Hilfsmittel in länglicher Stabform, das an die Zervix angelegt wird. Durch die untersuchende Person wird ein Vakuum erzeugt und ein kleiner Bereich des zervikalen Gewebes in das Stäbchen aspiriert. Das System ermittelt einen Cervical Stiffness Index (CSI), der Rückschlüsse auf die Zervix-Steifigkeit zulässt das Gewebe wird anschließend wieder freigegeben.

Das Ziel einer Studie bestand darin, die Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit der traditionellen qualitativen Methode zur Beurteilung der Gebärmutterhalssteifheit mit denen des Pregnolia-Systems zu beurteilen. Hierzu wurden fünf Silikonmodelle eines Gebärmutterhalses erstellt und verwendet, um verschiedene Steifigkeiten des Gebärmutterhalses während der Schwangerschaft zu simulieren. Diese Silikonmodelle wurden in einen Zervikalkanal aus Plexiglas eingebaut. Die Steifheit der fünf Gebärmutterhalsmodelle wurde sowohl durch digitales Abtasten (fest, mittel und weich) und anhand des Pregnolia-Systems bewertet.

Fünf TeilnehmerInnen führten die gerätebasierte Beurteilung durch, während 63 in digitaler Palpation geschulte GeburtshelferInnen und Hebammen die zervikale Palpation durchführten. Bei der digitalen Palpation gab es mit Ausnahme des Ertastens des weichsten Gebärmutterhalses kein gemeinsames Ergebnis über die Beurteilung der Steifheit. Bei der zweiten Beurteilung des gleichen Gebärmutterhalsmodells stimmten 76 % der GeburtshelferInnen und Hebammen ihrer vorherigen Beurteilung nicht zu. Im Gegensatz dazu betrug die maximale Standardabweichung für die gerätebasierte Steifigkeitsbewertung für die Variabilität innerhalb und zwischen BeobachterInnen 3 % beziehungsweise 3,4 %.

Die AutorInnen schließen Interessenkonflikte in ihrer Studie nicht aus, da sie die Gründer der Pregnolia AG sind. Sie schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass ein auf der Aspirationstechnik basierendes Gerät GeburtshelferInnen und Hebammen eine Methode zur objektiven und wiederholbaren Beurteilung der Steifheit des Gebärmutterhalses bietet, wodurch die Notwendigkeit entfällt, sich ausschließlich auf eine subjektive Interpretation zu verlassen, wie dies bei der digitalen Palpation der Fall ist.

Quelle: Badir S, Bernardi L, Feijo Delgado F, Quack Loetscher K, Hebisch G, Hoesli I: Aspiration technique-based device is more reliable in cervical stiffness assessment than digital palpation. BMC Pregnancy Childbirth 2020. 20(1):391. https://doi.org/10.1186/s12884-020-03080-x DHZ

 

Rubrik: Schwangerschaft

Erscheinungsdatum: 29.09.2020