Britisches Parlament stimmt ab

Kinder mit drei Elternteilen?

Großbritannien ist womöglich das erste Land, in dem Kinder mit drei Elternteilen künstlich erzeugt werden dürfen. Das Parlament in London billigte Anfang Februar die Zulassung eines Verfahrens, in dem bei einer künstlichen Befruchtung die DNA von drei Menschen zum Einsatz kommen darf, wenn dadurch die Übertragung einer schweren Erbkrankheit verhindert werden kann. 382 Abgeordnete stimmten dafür, 128 votierten dagegen. Die Abstimmung Ende Februar im Oberhaus gilt als reine Formsache.

Die an der Universität von Newcastle entwickelte Methode ist hoch umstritten. Sie betrifft allerdings nur äußerst wenige Paare: Rund 125 Kinder werden jedes Jahr in Großbritannien mit einer Mitochondriopathie, einer Fehlfunktion der Mitochondrien, geboren. Diese wird von der Mutter vererbt. Bei einer Fehlfunktion verfügt der Organismus nicht über ausreichend Energie, was zu schweren degenerativen Krankheiten wie Diabetes oder Muskelschwäche führen kann.

Kritiker der Technik bemängeln eine unzureichende Studienlage: Es fehlten nicht nur Daten, um Aussagen über die Sicherheit der Methode machen zu können, es sei auch nicht klar, ob das Verfahren überhaupt funktioniere. Außerdem, so befürchtet etwa die anglikanische Kirche von England, werde eine Schleuse geöffnet. ÄrztInnen könnten später einmal Designerbabys kreieren, das sei ein heftiger Eingriff in die Schöpfung.

Befürworter stellen die Chancen in den Vordergrund. Von vielen Familien könne unendliches Leid ferngehalten werden, sagte er. Der Eingriff sei marginal. „Es ist kein Drei-Eltern-Kind, es ist eher ein 2,01-Eltern-Kind.“ Auch der konservative Premierminister David Cameron gilt als Befürworter des Gesetzentwurfs.

(aerzteblatt.de, 4.2.2015)

Rubrik: Medizin & Wissenschaft

Erscheinungsdatum: 17.02.2015