Randomisiert-kontrollierte Studie aus Australien

Kontinuierliche Hebammenbetreuung senkt nicht die Re-Sectiorate

  • Hat eine kontinuierliche Hebammenbetreuung das Potenzial, den Anteil der Frauen zu vergrößern, die nach einem Kaiserschnitt einen vaginalen Geburtsversuch planen?

  • Das Problem steigender Sectioraten existiert in Australien und vielen anderen Ländern weltweit. Dies zeigt die Verdopplung der globalen Sectiorate während der vergangenen 15 Jahre. Da elektive Re-Sectiones entscheidend zu hohen Sectioraten beitragen, kommt der vaginalen Geburt nach einem Kaiserschnitt eine große Bedeutung zu: Durch jede vaginale Geburt kann ein weiterer Kaiserschnitt mit einhergehenden operationsbedingten Risiken vermieden werden. Welchen Einfluss auf die zugrundeliegende Entscheidung der Mutter hat dabei das Betreuungsmodell während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett?

    Das Ziel einer australischen Studie bestand darin, folgende Frage zu evaluieren: Hat eine kontinuierliche Hebammenbetreuung das Potenzial, den Anteil der Frauen zu vergrößern, die nach einem Kaiserschnitt einen vaginalen Geburtsversuch planen? Hierzu wurde eine zweiarmige randomisiert-kontrollierte Studie in Australien zwischen Oktober 2012 und November 2015 durchgeführt. Die Einschlusskriterien umfassten, dass die vorausgehende Geburt eine Entbindung per Kaiserschnitt war, außer der einmalig durchgeführten Sectio keine weiteren Uterusoperationen durchgeführt wurden und die Frau initial nicht den Wunsch nach einer Wunschsectio äußerte.

    Evaluiert wurde als primärer Outcome-Parameter eine erfolgreiche vaginale Geburt nach einem vorausgehenden Kaiserschnitt (VBAC) sowie als sekundärer Outcome-Parameter die Anzahl sowie Art und Weise durchgeführter Interventionen. Als Datenquelle dienten das geburtshilfliche Register der Klinik sowie zwei Umfragen während der 36. Schwangerschaftswoche zu den Erwartungen der Frauen und sechs bis acht Wochen nach der Geburt zu ihren Erfahrungen damit. Eingeschlossen wurden 218 Frauen, die in eine der beiden Gruppen randomisiert wurden: Die Studiengruppe (n=108) bestand aus Frauen, die über ein Community Midwifery Program (CMP) kontinuierlich während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett eine Betreuungskontinuität durch ein kleines den Frauen bekanntes Hebammenteam erhielten. Die Begleitung während der Geburt wurde über ein Schichtsystem unter diesen bekannten Hebammen geregelt.

    Die Kontrollgruppe (n=110) bestand aus Frauen, die im Rahmen einer Midwifery Antenatal Care (MAC) eine kontinuierliche Hebammenbetreuung während der Schwangerschaft erhielt, die durch wechselnde und zuvor unbekannte Klinikhebammen durchgeführt wurde. Die Betreuung während der Geburt wurde über andere Hebammen geleistet, wobei manche Hebammen sowohl während der Schwangerschaft als auch der Geburt Betreuung anboten und es zu zufälligen Überschneidungen kommen konnte. Es bestand jedoch keine geplante Betreuungskontinuität.

    Das durchschnittliche Alter der Frauen betrug in beiden Gruppen 31 Jahre. In der 36. Schwangerschaftswoche entschieden sich 135 Frauen für einen vaginalen Geburtsversuch. Davon kam es in der Studiengruppe (CMP) zu 42,2 % (n=61) und in der Kontrollgruppe (MAC) zu 40,2 % (n=29) erfolgreichen VBACs. Auf alle Geburten berechnet lag das primäre Outcome der erfolgreichen VBAC in der Studiengruppe bei 27,8 % und in der Kontrollgruppe bei 32,7 %. Es lag keine statistische Signifikanz vor. Jedoch lag die Re-Sectiorate über dem Landesdurchschnitt für VBAC von <15 %.

    Sekundäre Outcome-Parameter wie mütterliche und kindliche Komplikationen waren in beiden Gruppen ähnlich, wobei der Anteil trotz der hohen Re-Sectioraten initial stillender Frauen relativ hoch war. Eine Frau der Studiengruppe hatte eine gedeckte Uterusruptur, die bei der folgenden Re-Sectio komplikationslos versorgt wurde. Während der Schwangerschaft hatten die Frauen eine ähnliche Anzahl an Vorsorgeuntersuchungen bei Hebammen und wurden von einer ähnlichen Anzahl an Hebammen betreut.

    Die Autor:innen geben zu bedenken, dass die Anzahl der Studienteilnehmerinnen zu gering für eine aussagekräftige Berechnung der Endpunkte war. Sie resümieren aus ihren Ergebnissen, dass das Betreuungsmodell während der 36. SSW keinen signifikanten Einfluss auf die Entscheidung der Frauen für oder gegen eine VBAC hatte. Sie weisen darauf hin, dass das Betreuungsmodell der Studiengruppe keine Kontinuität der Hebammenbestreuung umfasst, da ein kleines Hebammenteam und keine Einzelhebammen die Versorgung abdeckten. Sie empfehlen weitere Forschung zum Themenkomplex der VBAC mit einem Fokus auf eine Beziehungskontinuität durch eine bekannte Hebamme.

    Quelle: Homer CSE et al.: Midwifery continuity of care and vaginal birth after caesarean section: A randomised controlled trial. Women Birth 2021. http://dx.doi.org/10.1016/j.wombi.2021.05.010 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 31.08.2021