Berufsverband der Frauenärzt:innen

Kontroverse um Toxoplasmosetest bei Schwangeren

  • Der Berufsverband der Frauenärzt:innen verweist auf die Empfehlung des Robert Koch-Instituts hin, das den möglichst frühen Toxoplasmosetest in der Schwangerschaft befürwortet und seinen Nutzen hervorhebt.

  • Deutliche Kritik an einer neuen Bewertung des IGeL-Monitors hat der Berufsverband der Frauenärzt:innen (BVF) geübt. Dabei geht es um den Nutzen von Toxoplasmosetests bei Schwangeren. Der IGeL-Monitor hatte diesen Anfang Oktober mit »unklar« bewertet.

    »Es gibt keine Studien, die auf einen Nutzen für Mutter und Kind hindeuten. Bei dem Antikörpertest kann es zu falsch-positiven und falsch-negativen Ergebnissen sowie Überdiagnosen kommen, die unnötige Folgeuntersuchungen oder unnötige Behandlungen nach sich ziehen«, so die Wissenschaftler:innen des Monitors.

    Sie werteten dies als Anhaltspunkt für einen Schaden des Tests. Allerdings fand die Arbeitsgruppe nach eigenen Angaben »schwache Hinweise«, dass bei einer Erstinfektion mit Toxoplasmose während der Schwangerschaft eine früh einsetzende medikamentöse Therapie die gesundheitlichen Folgen für das Neugeborene abmildern kann.

    Der BVF wies hingegen darauf hin, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) es für sinnvoll und wünschenswert halte, den Antikörperstatus von Frauen vor oder möglichst früh in der Schwangerschaft zu bestimmen. Der IGeL-Monitor habe die Argumente dieser staatlichen Behörde »unverständlicher Weise« bisher ignoriert und die Toxoplasmosetestung als ›negativ‹ bewertet.

    Infiziert sich eine Frau während einer Schwangerschaft das erste Mal mit Toxoplasmose, besteht die Gefahr, dass der Erreger auf das Ungeborene übergeht. Das Risiko der Übertragung steigt mit zunehmender Schwangerschaftsdauer. Bezogen auf die gesundheitlichen Folgen für das Baby verhält es sich entgegengesetzt: Eine Infektion im ersten Drittel der Schwangerschaft kann das Ungeborene gesundheitlich schwer schädigen.

    Der Toxoplasmoseantikörpertest soll erkennen, ob die Schwangere bereits eine Infektion hatte oder aktuell eine Infektion hat oder die Gefahr besteht, dass es unter der Schwangerschaft zu einer Erstinfektion kommt.

    Ausgelöst wird die Toxoplasmose durch den Parasiten Toxoplasma gondii. Infizierte Katzen scheiden ihn mit ihrem Kot aus. Er kommt außer in Katzenstreu auch in Gartenerde, rohem Fleisch und auf ungewaschenem Obst und Gemüse vor.

    Initiator und Auftraggeber des IGeL-Monitors ist der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS).

    Quelle: aerzteblatt.de, 5.10.2021. ∙ IgeL-Monitor, 4.10.2021. www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/toxoplasmose-test-bei-schwangeren.html ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 07.10.2021