Restless Genital Syndrom

Krankhafte sexuelle Erregung

In einigen Zeitschriften wurde in letzter Zeit über Frauen und Männer berichtet, die über einen mehrmals täglich auftretenden sexuellen Erregungszustand in der Abwesenheit sexueller Lust oder sexuellen Interesses klagen.

Die durch Ruhelosigkeit im Bereich des Beckens charakterisierte Erkrankung wurde nun im JAMA Neurology erstmals beschrieben. Die Forschungsgruppe um Camila Henriques De Aquino, Neurologin am Toronto Western Hospital, Kanada, bezeichnet das Krankheitsbild als „Restless Genital Syndrome“. Nach Henriques De Aquino handelt es sich um eine spontan auftretende somatosensorische Störung, die durch unangenehme Empfindungen im Bereich der Genitalregion und des Beckens charakterisiert wird. 2001 wurde das Phänomen erstmals unter dem Begriff "Persistent Sexual Arousal Syndrome (PSAS)“ beschrieben. Schließlich konnte 2009 ein Zusammenhang zum „Restless Leg Syndrome (RLS)“ hergestellt werden, was zu der heutigen Terminologie „Restless Genital Syndrome“ führte.

Die PatientInnen klagen über unangenehme Empfindungen im Bereich ihres Genitales, die sich als Brennen, Kribbeln, Schmerzen, Stechen oder Pochen äußern können. Während Liegen und Sitzen zu einer Verschlimmerung der Symptome führt, tritt eine Linderung der Beschwerden im Stehen und beim Gehen auf. Das ist vergleichbar mit den Beschreibungen des Restless Legs Syndroms (RLS). Bis heute gibt es nur nicht endgültig belegte Hypothesen als Erklärung für ein RLS: In 40 bis 60 Prozent der Fälle ist die Familienanamnese positiv, so dass von einer genetischen  Disposition ausgegangen werden könnte. Nierenversagen, Eisenmangel, Neuropathie, Myelopathie, Schwangerschaft, Multiple Sklerose und Parkinson stehen ebenfalls mit einem RLS in Zusammenhang. Ob diese Beobachtungen auch auf das Restless Genital Syndrom zutreffen, ist noch unbekannt.

Die medikamentöse Behandlung orientiert sich am RLS. Danach können Dopaminagonisten wirksam sein. Auch Opioide und Clonazepam sind erfolgreich eingesetzt worden. Falls ein niedriger Ferritinspiegel nachgewiesen werden kann, wird eine Eisensubstitution empfohlen.

(Aquino, C.C. et al.: JAMA Neurol. 2014;71:1559-1561/DHZ)
 

 

Rubrik: Medizin & Wissenschaft

Erscheinungsdatum: 05.05.2015