Hessen

Kreißsaal in Dillenburg in der Krise

Die 1. Vorsitzende des Hessischen Hebammenverbandes, Martina Klenk, äußert sich zur Situation der Schließung des Kreißsaales in Dillenburg: Anfang Juli habe der Kreistag Lahn-Dill wegen heftiger Proteste von Bürger:innen und Beschäftigten beschlossen, seinen ursprünglichen Plan der Schließung des Kreißsaales an der Lahn-Dill-Klinik in Dillenburg vorerst nicht umzusetzen. Der Aufsichtsrat habe sich dem angeschlossen und die Geschäftsführung des Krankenhauses beauftragt, Alternativen zu prüfen. Die in Windeseile umgesetzte Kundgebung von ver.di, dem Landesverband der Hessischen Hebammen e.V, dem Beleghebammenteam aus Dillenburg und weiteren Unterstützer:innen hätte Wirkung gezeigt. Der klammheimlich gefasste Beschluss, den Kreißsaal zum 31. Dezember dieses Jahres zu schließen, sei vorerst abgewendet.

Als Grund für die zunächst als alternativlos angesehene Schließung sei die Kündigung einer Belegärztin angegeben worden. Die beiden verbliebenen Mediziner sind 63 beziehungsweise 70 Jahre alt. Die Geschäftsleitung habe angegeben, bei der Suche nach einem Belegarzt erfolglos gewesen zu sein. Allerdings sei die Suche nicht sonderlich engagiert verlaufen, so Klenk.

Die Zentralisierung geburtshilflicher Abteilungen an wenige große Kliniken werde systematisch vorangetrieben. Leider hätten die verbleibenden Kreißsäle weder das Personal noch die räumlichen Kapazitäten, die zusätzliche Arbeitslast aufzunehmen. Von der im Koalitionsvertrag angekündigten Eins-zu-eins-Betreuung sei man dort Lichtjahre entfernt.

Das Aus kleiner bis mittelgroßer Kreißsäle bedeute auch, dass noch mehr Hebammen aus der Geburtshilfe aussteigen, denn nicht jede möchte in einem Perinatalzentrum arbeiten. Das Beleghebammenteam der Lahn-Dill-Klinik in Dillenburg werde jedenfalls für den Erhalt der Abteilung kämpfen. Der Landesverband der Hessischen Hebammen e.V. werde sie gemeinsam mit ver.di dabei mit allen Kräften unterstützen. Der Landesfrauenrat und der Landfrauenverband hätten ebenfalls ihre Solidarität bekundet.

Quelle: Landesverband der Hessischen Hebammen e.V., Martina Klenk, 3.8.2022 · DHZ

Rubrik: Regionales

Erscheinungsdatum: 09.08.2022