Studie aus Dänemark

Mehr Depressionen nach erfolgreicher künstlicher Befruchtung?

  • Überraschendes Ergebnis einer dänischen Studie: Eine erfolgreiche künstliche Befruchtung führt häufiger zur Depression der Frau als eine nicht erfolgreiche Kinderwunschbehandlung.

  • Frühere Studien haben widersprüchliche Ergebnisse gezeigt, ob eine erfolgreiche medizinisch unterstützte Reproduktion ein Risikofaktor für Depressionen bei Frauen sein könnte. Eine neue Studie aus Dänemark untersuchte nun, ob Frauen ohne Lebendgeburt nach assistierter Reproduktionstechnologie (ART) ein höheres Risiko für eine Depression hatten im Vergleich zu Frauen mit einer Lebendgeburt nach ART.

    Diese Studie zeigt nun, dass es härter ist ein Kind zu haben, als damit zu leben, dass die künstliche Befruchtung ohne Erfolg geblieben ist. Laut der Untersuchung ist das Risiko, mit den Zeichen einer klinischen Depression hospitalisiert zu werden, bei den Frauen größer, die nach einer Sterilitätsbehandlung schwanger werden, als bei jenen, bei denen die Behandlung erfolglos verläuft. Die Doktorandin Camilla Sandal Sejbæk vom Department of Public Health an der Universität Kopenhagen ist überrascht über die Ergebnisse, weil das gesamte Team von umgekehrten Ergebnissen ausgegangen war.

    Sejbæk und ihre Kollegen untersuchten 41.050 Frauen mit einer Sterilitätsbehandlung zwischen 1994 und 2009, die vorher keine psychische Erkrankungsdiagnosen aufwiesen. 552 dieser Frauen waren nach der Sterilitätsbehandlung wegen Depressionen in der Klinik und 355 von ihnen (64%) hatten ein Kind geboren. Ohne dass es genauer untersucht werden konnte, liegt die Vermutung nahe, dass diese Frauen eine postpartale Depression entwickelt haben.

    "Es darf nicht unterschätzt werden, wie anstrengend eine Sterilitätsbehandlung für die Frauen ist, aber es ist eben auch anstrengend ein Kind zu haben", meint Camilla Sandal Sejbæk.

    Bisher lag der Fokus der Forschung immer auf den Frauen, die keine Kinder bekommen können. Die Ergebnisse zeigen, dass auch auf die Frauen geachtet werden muss, die mit einer Behandlung schwanger werden.

    Dabei muss beachtet werden, dass Sejbæks Studie nur die Frauen einschließt, die stationär wegen einer Depression behandelt werden und zuvor eine Sterilitätsbehandlung in Anspruch genommen hatten. Verglichen mit der Häufigkeit in der Normalbevölkerung leiden Frauen nach erfolgloser Sterilitätsbehandlung erwartungsgemäß eher an depressiven Symptomen, weil ein großer Lebenswunsch nicht in Erfüllung gegangen ist.

    Fazit: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen einer klinischen Depression und einer erfolglosen Sterilitätsbehandlung. Überraschenderweise ist die Depressionsrate höher, wenn die Behandlung Erfolg hatte. Das bedeutet, dass der Erfolg einer Sterilitätsbehandlung nicht ausschließlich zur Erleichterung führt, sondern mit vielen ambivalenten Gefühlen einhergeht -  wie bei jeder anderen Schwangeren auch.

    (Sejbaek, C.S. et al.: Are repeated assisted reproductive technology treatments and unsuccessful outcome risk factors for unipolar depression in infertile women? Acta Obstet Gynecol Scand 2015; DOI: 10.1111/aogs.12705/DHZ)

     

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 05.09.2015