Sekundärdatenanalyse aus England

Mehr Personal auf der Wochenbettstation – größere Zufriedenheit

  • Eine personell gute Versorgung der Wöchnerin führt zu einer geringeren Aufenthaltsdauer auf der Station - und zu größerer Zufriedenheit mit der Wochenbettbetreuung.

  • Verschiedene Studien zur Versorgungsqualität während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zeigen Zusammenhänge zum Personalschlüssel auf. Der ausschlaggebende Grund für eine aktuelle Studie aus England lag in einer durchschnittlich geringeren Zufriedenheit mit der Betreuung auf Wochenbettstationen als auf vorgeburtlichen Stationen und im Kreißsaal. Nun wurde eine Sekundärdatenanalyse durchgeführt zu der Frage: Welche Erfahrungen machten Frauen bei der postnatalen Versorgung bei verschiedenen Organisationsformen und unterschiedlichen personellen Ausstattungen?

    In der Sekundärdatenanlyse wurden Daten des National Maternity Survey aus dem Jahr 2018 berücksichtigt (n=17.611 aus 126 Wochenbettstationen), welche mit Personaldaten der Personalstatistiken des National Health Service (NHS) verknüpft wurden. Vier geschlossene Fragen zu einer möglichen verzögerten Entlassung, Versorgungsqualität, Informationsweitergabe und respektvollen Betreuung wurden evaluiert.

    Durchschnittlich wurden in England im Jahr 2018 durch 3,55 Hebammenstellen in Vollzeit 100 Geburten und Frauen während der Wochenbettszeit betreut. Dies umfasst die Betreuung von gut 28 Geburten und Wöchnerinnen pro Hebamme. Der Personalschlüssel der unterschiedlichen Wochenbettstationen zeigten dabei große Unterschiede auf: Er reichte von knapp 3 bis knapp 6 Hebammenstellen in Vollzeit pro 100 Geburten.

    Die Ergebnisse zeigten auf, dass ein geringerer Personalschlüssel mit negativen Folgen in Bezug auf die Betreuung der Wöchnerin einher ging: So trat eine verzögerte Entlassung bei geringerem Personalschlüssel häufiger auf. Frauen erlebten bei einem höheren Personalschlüssel häufiger, dass zeitnah bei Fragen geholfen und auf Fragen geantwortet wurde. Zudem wurde bei einem höheren Personalschlüssel durchschnittlich freundlicher und verständnisvoller auf Bedürfnisse der Wöchnerin durch das Personal reagiert. Dieser Unterschied war jedoch nicht statistisch signifikant.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass ein niedriger Personalschlüssel auf Wochenbettstationen mit negativen Erfahrungen für Frauen auf Wochenbettstationen einhergeht. Das Zusammenspiel aus verzögerter Entlassung, Mangel an Unterstützung und Informationsweitergabe könnte längerfristige negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Mutter und Kind haben. Eine größere Zufriedenheit von Frauen mit der postpartalen Betreuung sollte angestrebt werden. Daher wird weitere Forschung empfohlen, um langfristig die Gesundheit und das Wohl von Wöchnerinnen zu steigern.

    Quelle: Turner L: The association between midwifery staffing levels and the experiences of mothers on postnatal wards: Cross sectional analysis of routine data. Women Birth 2022. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2022.02.005 ∙ DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 21.03.2022