Mehr Sport, weniger Bettruhe für Schwangere
Verschiedene Leitlinien empfehlen Sport und Bewegung für Schwangere, weil einige Vorteile für Mutter und Kind damit einhergehen: So haben sportlich aktive Frauen ein geringeres Risiko, schwere geburtshilfliche Komplikationen wie Frühgeburtlichkeit, Gestationsdiabetes oder hypertensive Schwangerschaftsbeschwerden zu entwickeln.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche. Dagegen zeigen Daten zur Situation in Italien in den vergangenen Jahren: Mehr als 50 % aller werdenden Mütter beenden jegliche sportliche Aktivität aufgrund ihrer Schwangerschaft und sind somit sportlich inaktiv. Lediglich 20 % aller schwangeren Frauen in Italien nehmen aktiv an einer Form von Schwangerschaftsgymnastik teil.
Dazu wurde kürzlich eine Querschnittsstudie an einem Krankenhaus im süditalienischen Neapel durchgeführt. Zwischen Mai und Dezember 2022 wurden 381 Frauen nach einem physiologischen Schwangerschaftsverlauf im dritten Trimenon zu Sport und Bewegung befragt. Angewendet wurde der Pregnancy Physical Activity Questionnaire (PPAQ).
Die Ergebnisse zeigten, dass der Begriff »Bewegung« nicht mit sportlicher Aktivität gleichgesetzt werden konnte. So verbrachten die Schwangeren durchschnittlich 8,5 Stunden pro Woche mit »Bewegung«, wobei sie sich im Großteil der Zeit im Zusammenhang mit Hausarbeit bewegten. Lediglich gut ein Drittel aller befragten Frauen (n=141, 37 %) verbrachten mindestens 150 Minuten pro Woche mit Sport und Bewegung in moderater Intensität.
Etwas mehr als ein Drittel der Befragten (37,2 %, n=141) wurden von Hebammen oder Gynäkolog:innen darauf hingewiesen, dass Sport und Bewegung während der Schwangerschaft wichtig sind. Knapp zwei Drittel aller schwangeren Frauen erhielten diese Information nicht.
Das Thema »Bettruhe« wurde häufiger thematisiert als Sport und Bewegung während der Schwangerschaft. So gaben 43,3 % (n=164) der befragten Frauen an, dass sie mindestens einmal während der Schwangerschaft zur Einhaltung von Bettruhe beraten wurden.
Die Autor:innen geben zu bedenken: Sport und Bewegung werden von schwangeren Frauen im dritten Trimester in Süditalien selten durchgeführt. Bezieht man die Ergebnisse anderer Studien in die Diskussion mit ein, ist dies weniger als in anderen Regionen Italiens. Das Konzept der »Bettruhe während der Schwangerschaft« scheint nach wie vor in Süditalien üblich zu sein, obwohl verschiedene Leitlinien Sport und Bewegung empfehlen.
Die Autor:innen empfehlen, eine Multicenterstudie in verschiedenen Regionen Italiens durchzuführen, um den Stellenwert von Sport und Bewegung während der Schwangerschaft zu evaluieren. Zudem sollten das Konzept der Bettruhe kritisch hinterfragt und Programme entwickelt werden, um schwangere Frauen zu Sport und Bewegung zu ermutigen.
Sarno, L., Borrelli, P., Mennitti, C., Gentile, A., Calvanese, M., Orlandi, G., Angelino, A., Guida, M., & Scudiero, O. (2024). Adherence to physical activity among pregnant women in Southern Italy: results of a cross-sectional survey. Midwifery, 137, 104102. Advance online publication. https://doi.org/10.1016/j.midw.2024.104102 · Beate Ramsayer/DHZ