Brustkrebsforschung

Molekulare Unterschiede je nach ethnischer Herkunft

  • In der Fehlregulation der Reparatur von DNA-Schäden in Zellen des Brustgewebes liegt wo­mög­lich eine Ursache für die unterschiedliche Prognose von schwarzen und weißen Brustkrebspatient­innen.

  • Östrogenrezeptor (ER)-positiver Brustkrebs ist eine der am häufigsten diagnostizierten Krebserkran­kungen bei Frauen unabhängig von der ethnischen Herkunft weltweit. Dabei haben schwarze Patient­innen ein um 42 % höheres Risiko, daran zu sterben, als weiße Patientinnen. Außerdem haben erstere häufiger höhergradige und Luminal-B-Erkrankungen, die schlechter auf eine endokrine Therapie an­sprechen.

    Zur weniger günstigen Prognose von schwarzen Patientinnen tragen verschiedene Faktoren bei. Dazu gehören Umwelt-, Lebensstil- und sozioökonomische Faktoren, einschließlich des Zugangs zum Gesund­heitssystem. Doch, auch wenn diese Faktoren berücksichtigt werden, bleiben Unterschiede zwischen den Betroffenen bestehen.

    Das legt molekulare Ursachen nahe. Allerdings bemängelt das Team um die korrespondierende Autorin Svasti Haricharan vom Sanford Burnham Prebys Medical Discovery Institute, dass schwarze beziehungs­weise nicht-weiße Frauen in den entsprechenden Untersuchungen deutlich unterrepräsentiert sind. Das erschwere die Erforschung möglicher molekularer Unterschiede.

    In früheren Untersuchungen hatte die Arbeitsgruppe um Haricharan neben anderen herausgefunden, dass die Dysregulation der Reparatur von DNA-Schäden (DNA damage repair, DDR) und die Resistenz gegenüber einer endokrinen Therapie miteinander verbunden sind. In der aktuellen Studie überprüfte sie nun, ob hier die Unterschiede zwischen schwarzen und weißen Brustkrebspatientinnen begründet sein könnten.

    Dafür untersuchte das Team Gewebeproben von schwarzen und weißen Patientinnen mit einem ER-positiven Mammakarzinom sowie gesundes Brustgewebe von schwarzen und weißen Frauen. Es analy­sierte Mutationen sowie Hoch- und Herabregulation von 104 DDR-Genen.

    Die Autor:innen fanden signifikante Unterschiede in der Expression der DDR-Gene zwischen den Gewebe­proben von schwarzen und weißen Frauen. Das galt sowohl für das Brustkrebsgewebe als auch für gesundes Brustgewebe. Sie konnten zeigen, dass ein bestimmtes Expressionsmuster gehäuft in den Gewebeproben von erkrank­ten schwarzen Frauen vorkam. Dieses Muster war signifikant mit der Fehlregulation des Zellzyklus – einem Kennzeichen der Resistenz gegenüber endokrinen Therapien –verbunden.

    Patientinnen mit einem solchen Expressionsmuster wiesen gegenüber denjenigen ohne dieses Muster ein signifikant schlechteres krankheitsfreies Überleben und rezidivfreies Überleben auf.

    CDK4/6-Inhibitoren, eingesetzt in Kombination mit endokrinen Therapien, sind in der Lage, die Therapie­resistenz zu überwinden. Ihre frühe Anwendung könne zumindest bei einigen schwarzen Patientinnen sinnvoll sein, schlussfolgern die Autoren. Prinzipiell müsste eine individuell zugeschnittene Therapie, die Herkunft und Ethnie-bezogene molekulare Grundlagen berücksichtigt, statt einer Einheitstherapie für alle überlegt werden.

    Weitere Untersuchungen, die mehr Daten von schwarzen Frauen einschließen, so die Autor:innen, seien notwendig. So würden eventuell weitere Unterschiede in der DDR-Genexpression entdeckt, die prognos­tisch oder prädiktiv für bestimmte Therapien sein könnten.

    Quelle: Haricharan S et al.: The DNA damage repair landscape in Black women with breast cancer. Therapeutic Advances in Medical Oncology 2022. doi:  10.1177/17588359221075458 ∙ aerzteblatt, 28.2.2022 ∙ DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 11.03.2022