Frühgeborene

Morbidität und Mortalität bei den Allerkleinsten

  • Die Lungenreifung und die antibiotische Prophylaxe einer Infektion können die Überlebensrate der sehr kleinen Frühgeborenen erheblich steigern.

  • An der Semmelweis Universitätsklinik in Budapest wurde das Outcome der Frühgeborenen unter 500 Gramm in den Jahren von 2006 bis 2016 der eigenen Neonatologie-Abteilung nachuntersucht. Dabei interessierte die Forschergruppe vor allem der Zusammenhang mit den geburtsmedizinischen Maßnahmen, die sich in dieser Zeit verändert hatten.

    Alle 2006 bis 2010 zu früh geborenen Kinder unter 500 Gramm wurden in die Jahresgruppe I und alle von 2011 bis 2016 geborenen in Gruppe II zugeordnet. Die Überlebensrate der kleinsten Frühgeborenen lag in Gruppe I bei 30,8 Prozent und stieg in Gruppe II auf 70,4 Prozent. Bei den überlebenden Kindern fand sich überdurchschnittlich häufig ein maternaler Hypertonus in der Schwangerschaft oder eine intrauterine Wachstumsrestriktion. Hingegen waren bei den Müttern der verstorbenen Kinder häufiger vorzeitige Blasensprünge und spontane vorzeitige Wehen aufgetreten.

    Die überlebenden Kinder wurden alle per Sectio geboren, während in der Gruppe der verstorbenen 20 Prozent spontan und 80 Prozent per Sectio geboren wurden. 90,3 Prozent der überlebenden Kinder hatte pränatal Surfactant zur Lungenreifung erhalten, während das in der Gruppe der verstorbenen Frühgeborenen nur 65,2 Prozent erhielten. Es wurde dabei nicht bewertet, ob das möglicherweise zu kleine Zeitfenster bis zur Geburt dafür verantwortlich war.

    Die Erkenntnisse aus diesen Ergebnissen sind, dass zu erwartende Frühgeborene mit weniger als 500 Gramm Geburtsgewicht nach wie vor am meisten durch einen Blasensprung und intrauterine Infektionen gefährdet sind. Die Lungenreifung und die antibiotische Prophylaxe einer Infektion können die Überlebensrate dieser Kinder erheblich steigern. Außerdem ist die Sectio für sie der schonendste Geburtsmodus und sollte der Spontangeburt vorgezogen werden.

    (Varga P, Berecz B et al.: Morbidity and mortality trends in very-very low birth weight premature infants in light of recent changes in obstetric care. EJOG 2017. 4(211): 134–139.  http://dx.doi.org/10.1016/j.ejogrb.2017.01.051/DHZ)

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 10.04.2017