Retrospektive Datenanalyse aus Schweden

Nabelschnurvorfall nach spontanem Blasensprung oder Amniotomie

  • Spezifische Risikofaktoren für das Auftreten eines Nabelschnurvorfalls waren einer schwedischen Studie zufolge bei einer Amniotomie eine vorausgehende Sectio und ein Polyhydramnion sowie bei einem spontanen Blasensprung ein höheres Lebensalter der Mutter sowie eine Herkunft außerhalb der EU.

  • Ein Nabelschnurvorfall zählt zu den schweren geburtshilflichen Komplikationen. Eine Kompression der Nabelschnur zwischen dem kindlichen Köpfchen und dem mütterlichen Becken kann zu einer kindlichen Hypoxie führen. Daher erfordert ein Nabelschnurvorfall ein sofortiges Erkennen und Eingreifen, um die Gesundheit des Kindes zu erhalten. Besonders wichtig ist ein vorausschauendes Vermeiden des Nabelschnurvorfalls. Hierzu wurde kürzlich eine retrospektive Datenanalyse in Schweden durchgeführt.

    Evaluiert wurde Daten von 528.891 Geburtsverläufen, die zwischen 2014 und 2020 im schwedischen Schwangerschaftsregister registriert wurden. Untersucht wurde das Auftreten einen Nabelschnurvorfalls nach einer Amniotomie und dem Abwarten auf einen spontanen Blasensprung, weil eine Amniotomie eine geburtshilfliche Intervention ist, die vermieden werden könnte. Zudem wurden weitere anamnestische Daten berücksichtigt.

    Bei 230.699 Geburtsverläufen wurde eine Amniotomie durchgeführt (43,6 %). Im Anschluss traten 293 Nabelschnurvorfälle auf (0,13 %). Bei 298.192 Geburtsverläufen wurde ein spontaner Blasensprung abgewartet (56,4 %). Im Anschluss daran traten 352 Nabelschnurvorfälle auf (0,12 %).

    Insgesamt bestätigen die Ergebnisse, dass ein Nabelschnurvorfall zu den seltenen geburtshilflichen Komplikationen zählt. Zudem zeigten die Ergebnisse, dass ein Nabelschnurvorfall häufiger bei mehrgebärenden Frauen, Kindern mit einem höheren Geburtsgewicht, nach einer Einleitung der Geburt, bei einem Polyhydramnion, nach einer Notsectio sowie bei Kindern in Beckenendlage auftrat. Bei Kindern mit geringerem Gestationsalter war das Risiko für einen Nabelschnurvorfall geringer.

    Spezifische Risikofaktoren für das Auftreten eines Nabelschnurvorfalls waren bei einer Amniotomie eine vorausgehende Sectio und ein Polyhydramnion sowie bei einem spontanen Blasensprung ein höheres Lebensalter der Mutter sowie eine Herkunft außerhalb der EU.

    Die Autor:innen leiten aus ihren Ergebnissen die Notwendigkeit ab, die Durchführung einer Amniotomie als geburtshilfliche Intervention immer sorgfältig abzuwägen, besonders dann, wenn weitere Risiken vorhanden sind, die einen Nabelschnurvorfall begünstigen könnten.

    Quelle: Tallhage, S., Årestedt, K., Schildmeijer, K., & Oscarsson, M. (2024). Incidence and risk factors for umbilical cord prolapse in labor when amniotomy is used and with spontaneous rupture of membranes: A Swedish nationwide register study. Acta obstetricia et gynecologica Scandinavica, 103(2), 304–312. https://doi.org/10.1111/aogs.14717 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 02.01.2025