Serumgallensäuren bei Schwangerschaftscholestase

Neuer Grenzwert für relevantes Totgeburt-Risiko?

Mit einer intrahepatischen Schwangerschaftscholestase steigt unter anderem das Risiko eines intrauterinen Fruchttodes (IUFT). Doch die Serumgallensäuren-Konzentrationen, ab denen von einer relevanten Gefahr auszugehen ist, liegen offenbar höher, als bislang angenommen. Außerdem scheint die Therapie mit Ursodeoxycholsäure keinen Effekt auf die Rate perinataler Komplikationen zu haben.

Die Diagnose „intrahepatische Schwangerschaftscholestase“ (ICP) wird meist klinisch anhand des Juckreizes und einer Serumgallensäuren-Konzentration nüchtern über 11 µmol/l gestellt, vorausgesetzt es fehlen Anhaltspunkte für eine Lebererkrankung oder eine andere Ursache.

Ein für den Fetus prognoserelevanter Effekt bestätige sich in einer großen Metaanalyse mit 23 Studien, wie Professorin Verena Keitel von der Klinik für Hepatologie, Gastroenterologie und Infektiologie der Universität Düsseldorf ausführte. Laut der Analyse war das Risiko für eine spontane sowie eine iatrogen eingeleitete Frühgeburt bei einer ICP etwa dreieinhalbmal so hoch. Die Wahrscheinlichkeit, Mekonium in der Amnionflüssigkeit nachzuweisen, stieg auf mehr als das Doppelte.

Auch das Risiko für einen IUFTwar erhöht. Das Besondere dabei: Es fand sich ein klarer Bezug zur Höhe der Serumgallensäuren, so Keitel. Während das IUFT-Risiko bei Spiegeln zwischen 40 und 99 μmol/l im Vergleich zu Werten unter 40 μmol/l nicht signifikant erhöht war, stieg es ab 100 μmol/l um das 30-Fache, insbesondere nach 35 Schwangerschaftswochen. Keitel plädierte dafür, den maximalen Serumgallensäuren-Spiegel von 100 μmol/l als neuen Grenzwert zu definieren und bei Patientinnen mit höheren Werten über eine Geburtseinleitung zur 36. Gestationswoche zu diskutieren. Das IUFT-Risiko war in der Metaanalyse unabhängig davon, ob die Mütter Ursodeoxycholsäure (UDCA) eingenommen hatten.

Quelle: Chapell LC et al.: Ursodeoxycholic acid versus placebo in women with intrahepatic cholestasis of pregnancy (PITCHES): a randomised controlled trial. The Lancet 2020. Doi: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31270-X · Prof. Verena Keitel, Düsseldorf, 15. und 16. Mai 2020, Online-Vortrag · DHZ

Rubrik: Schwangerschaft

Erscheinungsdatum: 11.06.2020