Universität Tübingen

Neuer Hebammenstudiengang ohne Hebammen

Der Deutsche Hebammenverband e. V. (DHV) kritisiert zusammen mit dem Hebammenverband Baden-Württemberg e. V. die Universität Tübingen bei der aktuellen Neugründung des Hebammenstudiengangs. Die Universität vergab die Studiengangkoordination fachfremd an einen Geschichtswissenschaftler und möchte nun die leitende W3-Professur ausschließlich mit einer Fachärztin oder einem Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe besetzen. Die Eigenständigkeit des Hebammenberufes wird damit nicht berücksichtigt. Ohne wissenschaftlich qualifizierte Hebammen kann der Aufbau eines Studiengangs für Hebammen nach Einschätzung des DHV nicht erfolgreich sein. Fraglich ist, ob die Universität Tübingen mit diesem Vorgehen noch aus dem Hochschulausbauprogramm für die Akademisierung der Gesundheitsberufe gefördert werden kann.

„Die Besetzung der Leitung eines Studiengangs mit einer fachfremden Person ist einmalig und bei anderen Berufen so nicht vorstellbar“, kritisiert Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbands e.V. die Universität Tübingen. „Die Hebammenwissenschaften und die Akademisierung des Berufs müssen vorangebracht werden. In Tübingen wird ein falsches Signal gesetzt“. Die Vergabe von leitenden Stellen an andere Professionen dürfe auf keinen Fall Praxis bei weiteren Neugründungen von Hebammenstudiengängen sein. Jutta Eichenauer, erste Vorsitzende des Hebammen Verbandes Baden-Württemberg, ergänzt: „Wir fragen uns, wie aktuell ein qualifizierter Abschluss für Hebammen in Tübingen sichergestellt werden kann.“

Der Tübinger Studiengang wird im Rahmen des Hochschulausbauprogramms „Akademisierung der Gesundheitsberufe“ gefördert. Der Wissenschaftsrat verweist dabei insbesondere auf bisher fehlende wissenschaftliche Karrierewege bei Pflege- und Therapieberufen und der Geburtshilfe. Neue Studiengänge sollen deshalb mehr Stellen für wissenschaftliches Personal mit berufspraktischem Hintergrund einrichten. In Tübingen ist dies derzeit nicht gegeben.

Quelle: Gemeinsamen Pressemitteilung DHV e.V. und Hebammenverband Baden-Württemberg e. V., 8.1.2018

Rubrik: Aus- und Weiterbildung

Erscheinungsdatum: 12.01.2018