Systematische Übersichtsarbeit aus dem Iran

Orthopädische Traumata während der Schwangerschaft

  • Schwangere erleben nach orthopädischen Verletzungen signifikant häufiger ein unerwünschtes geburtshilfliches Outcome.

  • Während der Schwangerschaft können Verkehrsunfälle, Stürze und stumpfe Traumata auftreten. Schätzungen vermuten, dass eine von zwölf schwangeren Frauen betroffen ist. Aufgrund der Schwangerschaft erfordert die Traumabehandlung eine Berücksichtigung der komplexen Gesamtsituation: Eine Veränderung des mütterlichen Blutdrucks und ein häufig vorhandener geringerer Hämoglobinwert als bei nichtschwangeren Frauen können vorliegen.

    Ein iranisches Forscher:innenteam führte zum Themenkomplex orthopädischer Traumata während der Schwangerschaft eine Literaturrecherche durch: Welche Evidenzen liegen zur Epidemiologie und zu den Risikofaktoren im Zusammenhang mit orthopädischen Traumata und ihrer Behandlung vor? Eingeschlossen wurden 55 Publikationen, die zwischen 2011 und 2021 veröffentlicht wurden.

    Die Ergebnisse zeigten, dass stumpfe Verletzungen die Hauptursache äußerlich verursachter Verletzungen schwangerer Frauen sind. Dabei werden auslösende Faktoren in verschiedenen Ländern unterschiedlich hoch bewertet. Hauptursachen sind Verkehrsunfälle, häusliche Gewalt und Stürze der Schwangeren. Junge Frauen und solche mit niedrigem sozioökonomischem Status sind besonders häufig betroffen.

    Die Ergebnisse verdeutlichen, dass bei Aufnahme einer schwangeren Frau nach der 23. Schwangerschaftswoche zunächst die kindlichen Herztöne überprüft werden sollten, um Klarheit über die Situation des Kindes zu bekommen. Um unnötige Bauchoperationen zu vermeiden, da diese zu kindlichen Risiken führen könnten, sollten bei schwangeren Frauen nach einem Trauma verschiedene diagnostische Untersuchungstechniken wie auch röntgenologische Untersuchungen angewendet werden, um überflüssige Operationen möglichst vermeiden zu können. Empfohlen wird, dass eine Reposition offener Frakturen zeitnah durchgeführt wird, wohingegen elektive orthopädische Operationen zurückgestellt werden sollten.

    Eine Fraktur des mütterlichen Beckens stellt die häufigste Ursache kindlicher Todesfälle nach einem mütterlichen Trauma dar: Als Folge können eine massive uterine Blutung sowie eine Ablösung der Plazenta auftreten, die im Zweifelsfall eine Sectio Caesarea beziehungsweise eine Hysterektomie notwendig macht. Wird eine Beckenfraktur erfolgreich behandelt, kann sogar eine Spontangeburt möglich sein. Eine sorgfältige Abklärung und effektive Behandlung wird empfohlen.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass Frauen nach schwerwiegenden oder weniger schwerwiegenden orthopädischen Verletzungen während der Schwangerschaft signifikant mehr unerwünschte geburtshilfliche Outcome-Parameter haben als Schwangere ohne Traumata. Das Risiko der Frühgeburtlichkeit, einer vorzeitigen Plazentalösung sowie der Mütter- und Kindersterblichkeit steigt.

    Quelle: Jafari Kafiabadi, M., Sabaghzadeh, A., Khabiri, S. S., Sadighi, M., Mehrvar, A., Biglari, F. & Ebrahimpour, A. (2022). Orthopedic Trauma During Pregnancy; a Narrative Review. Arch Acad Emerg Med, 10, e39. https://doi.org/10.22037/aaem.v10i1.1573 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 20.09.2022